Stadt stellt weniger Knöllchen aus
2014 hat Neuss 25 000 Temposünder und 66 000 Falschparker erwischt — beide Werte gingen um etwa 3000 zurück.
Neuss. Falschparker haben in der Stadt relativ gute Aussichten, ohne Strafzahlung davonzukommen. Die Zahl der Knöllchen, die die Politessen an die Windschutzscheiben von Parksündern hefteten, ist 2014 auf etwa 63 000 Stück gesunken. Hinzu kommen noch 3000 Drittanzeigen, etwa von genervten Nachbarn. 2013 waren es noch etwa 69 000 erwischte Falschparker gewesen. Auch die Zahl der Temposünder, die die städtischen Radarwagen blitzten, fiel um 3000 auf 25 000. Diese Zahlen hat das städtische Amt für Verkehrslenkung ermittelt.
Wie sich das auf die Stadtkasse auswirkt, ist noch unklar. 2013 „verdiente“ die Stadt mit Falschparkern und Temposündern insgesamt gut 1,6 Millionen Euro. Rechnet man die Einnahmen aus verkauften Parkscheinen hinzu, erwirtschaftete die Stadt aus dem Straßenverkehr insgesamt 2,7 Millionen Euro. Diese Beträge könnten auch 2014 wieder erreicht werden trotz gesunkener Fallzahlen. Denn seit Mai vergangenen Jahres gilt ein neuer Bußgeldkatalog und hat unter anderem zu schnelles Fahren deutlich verteuert. Wer ohne Parkschein erwischt wird, muss bereits seit April 2013 nicht mehr nur fünf Euro bezahlen, sondern zehn Euro (siehe Info-Kasten).
Die Zahl der Knöllchen und Blitzer geht in der Stadt bereits seit Jahren zurück. Norbert Jurczyk, stellvertretender Leiter des Amtes für Verkehrslenkung, führt das auch auf die Personallage zurück. 20 Mitarbeiter schreiben Knöllchen und blitzen Temposünder. Ausfallzeiten, so Jurczyk, hätten die Überwachungsdichte beeinflusst. „Außerdem kann das höhere Bußgeld Auswirkungen auf das Verhalten der Autofahrer gehabt haben“, sagt Jurczyk. „Das werden wir jetzt analysieren.“
Vielerorts ist die Zahl der Knöllchen in den vergangenen Jahren hingegen gestiegen, etwa in Aachen, Grevenbroich oder in Mönchengladbach. Dort werden die Politessen mit Smartphones ausgerüstet, Neuss setzt noch auf kleine mobile Computer mit Drucker und Fotoapparat, die 2007 angeschafft wurden. Bereits 2011 hatte sich die Stadt gegen die Anschaffung von iPhones für Politessen ausgesprochen. Der Stadtverordnete Thomas Kaumanns (CDU) regt nun an, diesen Entschluss noch einmal zu überprüfen. „Smartphones machen die Arbeit einfacher, schneller und günstiger, das erhöht die Effizienz. Man sollte nachrechnen, ob sich das nicht lohnt“, sagt Kaumanns.
Die Mobiltelefone der Politessen senden die Daten direkt übers Internet an die städtischen Rechner. Dann wird der Anhörungsbogen mit Verwarnungsgeld verschickt. Ans Auto klemmen die Politessen nur noch eine Standard-Karte. Jurczyk lehnt den Umstieg auf dieses Verfahren mit Verweis auf den höheren Verwaltungsaufwand ab: „Bei uns wird die Verwarnung sofort ausgedruckt und an die Windschutzscheibe geklemmt, das Verwarngeld kann sofort bezahlt werden.“ Das nutzten auch 30 Prozent der Erwischten. „Das spart Porto und Verwaltungsaufwand.“