Straße oder Platz zu Ehren von Kohl?
Der Vorschlag kommt vom Neusser CDU-Vorsitzenden Jörg Geerlings. Auch die SPD ist dafür.
Neuss. In Hamburg und Berlin sind Politiker bereits vorgeprescht. Und auch für den Frankfurter Flughafen gibt es erste Anregungen zur Umbenennung: Nur wenige Tage nach dem Tod von Altkanzler Helmut Kohl werden zahlreiche Vorschläge gemacht, wie man den am Freitag verstorbenen CDU-Politiker adäquat ehren kann.
Auch in Neuss könnte es in Zukunft eine Helmut-Kohl-Straße geben. Zumindest, wenn es nach dem CDU-Vorsitzenden Jörg Geerlings geht. Dieser kündigte nun an, auf der CDU-Mitgliederversammlung am 4. Juli vorschlagen zu wollen, die Benennung einer wichtigen Straße oder eines Platzes in Neuss nach Helmut Kohl zeitnah zu beschließen, damit ein entsprechender Antrag in den Stadtrat eingebracht werden könne. „Mit Helmut Kohl ist der Architekt der Deutschen Einheit und ein großer Europäer verstorben“, erklärt Geerlings. „Seine historische Leistung können wir, die wir in Frieden in einem geeinten Land und friedlichem Europa leben, nicht hoch genug bewerten.“
Zwar habe er bereits Ideen, an welcher Stelle bald der Name des Altkanzlers in Neuss zu finden sein könnte, „aber das sollte man den zuständigen Gremien überlassen. Da muss man sich in Ruhe Gedanken machen“. Es sei jedoch von Vorteil, wenn keine beziehungsweise möglichst wenige Häuser von der Änderung betroffen wären.
Offenheit für Geerlings’ Vorschlag gibt es auch von der SPD. „Helmut Kohl war einer der großen Europäer, die wir heute bei der CDU so sehr vermissen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Arno Jansen, der an einen Vorschlag des Ortsvereins Stadtmitte erinnert. Der hatte bereits im vergangenen Jahr diskutiert, Straßen oder Gebäude in Neuss nach dem im November 2015 verstorbenen Altkanzler Helmut Schmidt und dem ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau zu benennen. „In Neuss ist es guter Brauch, bedeutende Staatsmänner angemessen zu würdigen“, sagt Jansen. Auch Rau und Schmidt seien in der Bevölkerung sehr anerkannte Politiker gewesen, die noch heute als Vorbild dienten. Die Würdigung bedeutender Staatsmänner dürfe jedoch nicht vom Parteibuch abhängen.
Federführend bei der Benennung von Straßen, Wegen und Plätzen ist der Kulturausschuss. Dessen Vorsitzender Hartmut Rohmer (SPD) macht auf die bestehenden Vorgaben aufmerksam. Diese besagen unter anderem, dass eine Benennung nach einer Person des öffentlichen Lebens grundsätzlich frühestens drei Jahre nach ihrem Tod erfolgen kann. „Ich halte es für einen Schnellschuss, wenige Tage nach dem Tod über örtliche Maßnahmen zu sprechen“, sagt Rohmer.
Bürgermeister Reiner Breuer befürwortet Geerlings’ Vorschlag, spricht sich jedoch für ein Gesamtkonzept aus: „Politisch bedeutsame Persönlichkeiten sollte man angemessen ehren, gleichzeitig jedoch die beschlossenen Grundsätze einhalten. Zum anderen könnte man überlegen, ob man nicht die gesamte Riege der verstorbenen ehemaligen Bundeskanzler ehrt.“