Suchthilfe durch Selbstkontrolle
Die Jugend- und Drogenberatung bietet für Jugendliche und Erwachsene ab Oktober das Programm „Skoll“ an.
Neuss. Trinken, rauchen, zocken — laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen übertreibt fast jeder zweite Deutsche den Konsum. Nicht selten bestimmt die Droge sogar den Alltag. Doch eine Therapie, die strikte Abstinenz vorschreibt, schreckt viele ab. Die Neusser Jugend- und Drogenberatungsstelle startet daher im Oktober das Pilotprojekt „Skoll“.
„Das Angebot richtet sich an Jugendliche und Erwachsene, die eine Motivation nach Veränderung haben“, sagt Norbert Bläsing, Leiter der Jugend- und Drogenberatung. Im Gegensatz zu einer Therapie würden die Trainer bei Skoll den Teilnehmern aber keine Vorgaben machen. Jeder entscheidet selbst, wie er sein Suchtverhalten ändern möchte.
Das kostenlose Programm beinhaltet zehn 90-minütige Treffen. Dabei erstellen die Teilnehmer von Woche zu Woche einen neuen Plan. „Man nimmt sich bestimmte Handlungsmuster vor, die dann dokumentiert und in der nächsten Sitzung kontrolliert werden“, sagt Trainerin Claudia Winkel.
Das Besondere an Skoll sei die Orientierung am Alltag. Die Gruppenbetreuer würden nicht tiefenpsychologisch arbeiten. „Jeder Mensch hat ein Bild von seinem Konsum. Wenn man aber aufschreibt, wie viel regelmäßig getrunken wird, werden aus drei Bier am Abend schnell mal sechs“, sagt Bläsing.
Ziel des niedrigschwelligen Angebots ist vor allem Prävention. Skoll soll greifen, bevor der Suchtgefährdete völlig abrutscht. „Jeder Teilnehmer soll sein eigener Experte werden“, sagt Winkler. Es gehe zudem darum, sich mit den Folgen und Begleiterscheinungen der Sucht auseinanderzusetzen. Daher können auch Menschen teilnehmen, denen Therapien nicht geholfen haben.
Die Eignung für Skoll wird in einem persönlichen Vorgespräch erörtert, eine diagnostische Abklärung setzt das Programm nicht voraus. Die Jugend- und Drogenberatung verspricht sich zudem, dass durch das Angebot die Hürde für den Kontakt zur Drogenhilfe gesenkt wird. „Wenn Skoll erfolgreich ist, werden wir das Programm fortsetzen“, sagt Bläsing. Der Bedarf sei auf jeden Fall da.