Supernasen wollen nur spielen
Die Polizei bildet Spürhunde aus — so wie Fox, der alle versteckten Drogenpäckchen im Regal findet.
Neuss. Eine Lagerhalle im Neusser Westen. Zielstrebig und konzentriert läuft der Belgische Schäferhund Fox durch die Gänge.
Ein kurzer Blick zur einen Seite, ein weiterer zur anderen, links und rechts von ihm stehen meterhohe Regale mit Schläuchen, Metallrohren, Plastikbehältern, Arbeitshelmen. Unerschöpflich sind die Möglichkeiten, hier etwas zu verstecken.
Versteckt ist in der großen Halle so manches. „Hier liegen jetzt Marihuana, Heroin, Amphetamine und Haschisch aus“, sagt Diensthundführerin Anja Moritz. Die 41-Jährige hat die Drogen selbst in Ritzen, Ecken und Schlitzen deponiert. Wo genau, darf ihr Kollege Wolfgang Juntermanns keinesfalls wissen. Schließlich sollen er und Fox die drei Köder aufspüren.
Der Hund läuft vorbei an Klebebandrollen, Kartons und schnüffelt. Ein kräftiger Satz, Fox steht auf einem Arbeitstisch, einen Augenblick später ist er wieder unten. Fast im Vorbeigehen steckt er seine Nase in eine Kiste voller Besenaufsätze — und setzt sich.
„Hier muss es sein“, sagt Wolfgang Juntermanns und holt schließlich ein Päckchen mit Amphetaminen hervor. Auch Haschisch und Heroin sind wenig später gefunden. Für ein Rauschgiftpäckchen richtet sich Fox sogar auf — der Fund liegt in 1,60 Meter Höhe.
Fox findet Drogen, doch er sucht etwas ganz anderes. Trainer Juntermanns: „Die Hunde wollen spielen, sonst nichts. Und deshalb suchen sie für uns die Rauschgifte.“ Bereits in der Ausbildung — oftmals sind die Hunde erst ein Jahr alt — wird den Tieren antrainiert, die Gerüche von Drogen mit Spielen zu verbinden.
Anfangs werden kleine Rauschgiftpäckchen in die Spielzeuge eingearbeitet, später finden die Tiere die Drogen auch so, bekommen zur Belohnung immer eine kurze Spieleinheit.
Anja Schwertfeger, Führerin der Diensthundegruppe, ergänzt: „Von Beginn an werden die Hunde auch an knisternde Folien, schallende Röhren und Wackelbretter gewöhnt, so dass sie sich irgendwann von solchen Dingen nicht mehr ablenken lassen.“
Auch der sechs Jahre alte Ron, Diensthund von Anja Moritz, wirkt bei der Arbeit cool. Selbst eine vollgestellte Werkbank schreckt das Tier nicht ab, in den hintersten Winkeln ein Drogenpäckchen anzuzeigen — mit starrem Blick. Hätte Anja Moritz nun nicht, wie gewohnt, Ball und Beißwurst für Ron parat, würde der clevere Hund nach einiger Zeit vermutlich schnell den Spaß an diesem „Spiel“ verlieren.
Den Spaß an ihren Diensthunden verlieren die Polizisten nie. Sie wohnen und leben sie mit den Tieren im eigenen Zuhause, die enge Bindung schafft Vertrauen und macht die Hilfe der tierischen Supernasen für die Polizei erst möglich.
Supernasen sind Ron und Fox allemal. Sie können quasi jede Droge riechen — überall und in fast jeder Situation. Anja Moritz: „Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass man Drogen in allen möglichen anderen Stoffen verstecken kann und die Hunde sie dann nicht finden — zum Beispiel in Kaffee. Sowas ist für unsere Tiere überhaupt kein Problem.“