Tauben fliegen auf die Innenstadt

Die Unterführung Further Straße ist immer noch voller Kot. Die Stadt glaubt dennoch an den Erfolg ihrer Taubenhäuser.

Neuss. Im Roman „Die unendliche Geschichte“ fliegen die Protagonisten Atréju und Bastian auf dem Rücken eines Glücksdrachen durch die Lüfte. Würde sich die Story in Neuss zutragen, dann wären Atréju und Bastian wohl auf dem Rücken von Tauben unterwegs. Denn das Problem mit den unbeliebten Vögeln entwickelt sich in der Quirinus-Stadt langsam, aber sicher ebenfalls zur „unendlichen Geschichte“.

Für exakt 15 619,45 Euro ließ die Stadt jüngst drei Taubenhäuser aufstellen: im Rathaus, am Hafen (im Bereich des Hafenbeckens 1) und am Hauptbahnhof in Höhe der Gleistrasse. Sogar eine städtische Taubenbeauftragte gibt es mittlerweile. Das Fazit der Stadt: „Nach den bisherigen Erfahrungen zeichnet sich ab, dass durch die Errichtung der Taubenhäuser in Verbindung mit den flankierenden Maßnahmen in deren näheren Umgebung eine deutliche Verminderung des Taubenbestandes erreicht werden kann.“ Auch am Bahnhof sei bereits eine Reduzierung der Taubenpopulation festzustellen.

Foto: jasi

Ein Fortschritt, aber sicher noch keine Lösung. Diese Erkenntnis drängt sich auf, wenn man das große „Problemkind“ passiert — die Bahnhofsunterführung Further Straße, auch als „Tor zur Nordstadt“ bekannt. Sowohl Gemäuer als auch Brücke und Straße sind großflächig mit Taubenkot bedeckt. Fußgänger und Radfahrer richten ihre Blicke stets respektvoll nach oben. Der CDU-Stadtverordneten und Geschäftsführerin des Initiativkreises Nordstadt, Ingrid Schäfer, ist das Taubenproblem ein Dorn im Auge: „Die Situation ist nach wie vor unerträglich. Ob mit oder ohne Taubenhäuser.“

Der Verwaltung macht Schäfer unter anderem den Vorwurf, dass die Häuser nicht wie zunächst geplant alle auf einmal, sondern nacheinander in Betrieb genommen wurden. „Grundsätzlich gehen die Bemühungen der Stadt jedoch in die richtige Richtung“, so Schäfer, die vor allem die Deutsche Bahn in der Verpflichtung sieht, die lang geplante Reinigung der Brücke vorzunehmen und Taubennetze aufzustellen.

In der nächsten Woche soll ein Gespräch zwischen der Deutschen Bahn und einer beauftragten Firma stattfinden, die mit den Maßnahmen betraut ist. Eine Anfrage zur Bestätigung dieses Termins blieb von der Bahn am Dienstag jedoch unbeantwortet.

Auch für den SPD-Stadtverordneten Heinrich Thiel, zu dessen Wahlkreis das „Tor zur Nordstadt“ zählt, ist der Taubenkot ein Dauerthema. Nahezu bei jeder Sprechstunde werde er von Bürgern darauf angesprochen. „Einmal am Tag fährt die Kehrmaschine durch die Unterführung. Man merkt, da passiert etwas“, sagt Thiel, der jedoch ebenfalls an die Bahn appelliert: „Wenn es schon nicht möglich ist, dass die Bahn selbst dort Netze montiert, wäre es gut, wenn sie der Stadt erlaubt, selbst tätig zu werden.“ Dabei solle jedoch sichergestellt werden, dass sich die Tiere nicht verletzen.

Schon die Suche nach geeigneten Standorten für die drei Taubenhäuser gestaltete sich schwierig, da nach Angaben der Stadt mit Widerständen seitens der Grundstückseigentümer beziehungsweise der Anwohner zu rechnen war. Zudem waren Gestattungsverträge mit den Eigentümern abzuschließen. Und den Auflagen nachzukommen, habe die Umsetzung zum Teil stark verzögert.