Theater: 22. Shakespeare-Festival - Leid und Liebe in allen Variationen

Vier Wochen Theater pur: 22. Shakespeare-Festival beginnt am 7. Juni und zeigt 33 Vorstellungen im Globe.

Neuss. Theater und Fußball sind sich verblüffend ähnlich: Sie handeln von Emotionen, von großer Freude und noch größerem Leid, von Rivalität und Kampf. Insofern hat die Fußball-EM in Polen und der Ukraine ernste Konkurrenz bekommen: Der unangefochtene Star der dramatischen Literatur, William Shakespeare, beherrscht vom 7. Juni bis zum 7. Juli zum 22. Mal das Theaterspiel in Neuss.

16 Compagnien interpretieren Shakespeare in all seinen Facetten: Die Bandbreite der Produktionen reicht von der klassischen Inszenierung bis zur HipHop-Version aus Chicago. „Ich freue mich, ein Programm vorzustellen, das es in sich hat“, schwärmte am Freitag Festivalleiter Rainer Wiertz, der seit 1991 dafür verantwortlich ist. Zu sehen sind allein acht Deutschlandpremieren, die Theatermacher kommen aus sieben verschiedenen Ländern. „Das sagt bereits viel über die Internationalität aus“, meint Wiertz.

Beachtung findet das renommierte Festival vor allem aber regional: 94 Prozent Auslastung und 14 500 Besucher jährlich sprechen für sich. Das Shakespeare-Festival trägt sich zum größten Teil selbst, die Organisatoren bauen diesmal aber auch auf finanzielle Unterstützung aus Brüssel. Die EU habe bereits Zustimmung für den Antrag Discovering Theatrelands signalisiert, freut sich Wiertz.

Thematisch gesehen spielt der Krieg in diesem Jahr eine große Rolle — etwa bei Othello, Macbeth oder Henry V. Für die letztere Inszenierung schickte Regisseur Edward Hall seine Schauspieler sogar in ein „Trainingslager“ von Offizieren der British Army.

Zur Eröffnung bringt das Icarus Theatre London die Tragödie von Macbeth auf die Bühne. Mit der Compagnie Roy-e-Sabs folgt ein kleines Theaterwunder: Die Schauspieler aus dem afghanischen Kabul spielen die „Comedy of Errors“. „Es ist ein absolutes Muss, so eine Truppe zu unterstützen, schon allein aus politischen Gründen“, betont Wiertz. „Und wenn wir Glück haben, ist nicht nur die Idee gut, sondern auch die Produktion.“

Das RLT ist mit „Sieben Sonette“ von John von Düffel und „Das Wintermärchen“ vertreten. „Les Trois Richard — Un Richard III“ wird mit sehr viel Humor und Slapstick präsentiert. In „Romeo et Jules yet“ verliebt sich Romeo in Jules, der die Julia spielen soll. Das Wechselspiel der Geschlechterrollen: eine interessante Idee im Shakespeare-Sinn.

Sopranistin Elisabeth Watts präsentiert ein Programm aus Shakespeare-Liedern. Lecture Patrick Spottiswoode erzählt in Shakespeare and the Globe genau das, was der Titel verspricht.

Ein wunderbares Solo bestreitet Bea von Malchus (Foto) mit „Shake Lear!“ Die Bremer Shakespeare Company zeigt die Verwechslungskomödie „Verlorene Liebesmüh“: Die Inszenierung kommt mit vier männlichen Schauspielern aus. „Around the stage in 80 minutes“ lautet der Titel einer Lecture mit Theaterwissenschaftler Jerzy Limon.

Eine spannende zeitgenössische Interpretation hat die Theatergruppe aus dem polnischen Kielce mit Hamlet im Gepäck. Mit Miranda kommt eine Aufführung in litauischer Sprache (mit deutschen Übertiteln) ins Globe. Zu den Höhepunkten dürfte auch der Sommernachtstraum der Shakespeare Company Berlin zählen. In „Othello: The Remix“ wird zu guter Letzt gerappt. Die Version ist nach Neuss auch beim Olympic Festival in London zu sehen.

Der Vorverkauf startet am 28. März.