Tour: Die Stadt zahlt nicht drauf

Die Durchfahrt der Tour verursacht der Stadt kein Defizit: Einnahmen und Sponsorengelder decken die Kosten.

Foto: Lothar Berns

Neuss. Exakt 109.853 Euro und 31 Cent hat es gekostet, Neuss zum Durchgangsort der „Tour de France“ zu machen. Das ergab der Kassensturz im Rathaus, wo fast fünf Monate nach diesem Sportereignis alle Rechnungen vorliegen. Und während Oberbürgermeister Thomas Geisel seit Wochen — und bislang vergeblich — mit dem Düsseldorfer Rat darum ringt, das Budget zur Tour nachträglich um 2,9 Millionen Euro aufzustocken, steht in Neuss die von einer Ratsmehrheit geforderte schwarze Null. „Es war eine schwierige Geburt, aber es hat sich gelohnt“, stellte Bernd Kahlbau (FDP) am Mittwochabend im Sportausschuss zufrieden fest.

David Zülow, Sprecher der „Neuss on Tour GbR“

Die Bruttosumme von fast 110 000 Euro belastet nur deswegen kein städtisches Budget, weil es am Ende Sponsoren waren, die dieses Sportereignis nach Neuss geholt, besser: für Neuss gerettet haben. Die waren „tour-begeistert“, jetzt sind sie auch aus kaufmännischer Sicht zufrieden, wie David Zülow als Sprecher der von den Sponsoren gegründeten „Neuss on Tour GbR“ betont. „Wir sind nicht auf unseren Kosten sitzen geblieben.“

Bis zu 100 000 Euro wollte „Neuss on Tour“ ins Risiko gehen, doch dieser Betrag wird bei weitem nicht benötigt. Erstens, weil von der Bruttosumme 14 600 Euro Umsatzsteuer abgehen, die das Finanzamt erstattet hat. Zweitens, weil die Stadt und ihre Töchter Einnahmen in Höhe von 14 882 Euro und 50 Cent generierten, die von der Forderung an die Sponsoren abgezogen werden. „Der Deal war schließlich nicht: Die Stadt kassiert, wir zahlen“, sagt Zülow. Er durfte — drittens — im Gegenzug für seine Risikobereitschaft Sponsorenpakete schnüren und vermarkten.

Zu den eigenen Einnahmen sagt er nichts. Nur so viel: „Es war anfangs zäh, gerade weil die Vermarktungsmöglichkeiten durch die Tourleitung stark eingeschränkt waren.“ Aber man habe keine böse Überraschung erlebt.

Im Sportausschuss konnte sich Peter Ott einen Seitenhieb namentlich in Richtung CDU nicht verkneifen, die keinen Euro aus der Stadtkasse herauszurücken bereit gewesen war. Sie hatte den Bürgermeister in der alleinigen Pflicht gesehen, selbst Sponsoren zu suchen. Man sei aber nie gegen die Tour selbst gewesen, betonte Ingrid Schäfer.

Dank „Neuss on Tour“ konnte sich Bürgermeister Reiner Breuer Ende August 2016 aufs Fahrrad schwingen, um die Bewerbung stilecht und selbst nach Düsseldorf zu bringen. Dorthin geht auch der größte Betrag, den „Neuss on Tour“ jetzt zu berappen hat: Von der Endsumme in Höhe von 80 372 Euro entfielen 50 000 Euro auf das sogenannte Bewerberentgelt sowie 7500 Euro, die für die Erstellung von Verkehrszeichenplänen nach Düsseldorf zu überweisen sind.

Was die Bilanz etwas verschleiert, ist die Finte des Bürgermeisters, den Empfang der Stadt, zu dem Gäste aus der Partnerstadt Chalons kamen, als Partnerschaftstreffen über die städtischen Bücher laufen zu lassen. Und sie bilanziert nicht die ausgelassenen Chancen. Mit eigenem Budget, so hatte Stadtsprecher Michael Kloppenburg früh betont, wäre mehr möglich gewesen.