Troilus und Cressida bleiben rätselhaft
Berliner Hochschule für Schauspielkunst leistet ihren Beitrag zum Shakespeare-Festival.
Neuss. Irgendwo hinter den Kulissen schreit Troilus nach Cressida. Ein fünfstimmiger Chor haucht sein munteres Reiselied und Pandarus, der geriebene Onkel der Titelheldin, raisonniert mit einem Epilog über die Undankbarkeit der Welt und gegenüber dem Kuppler im besonderen. Langsam geht das Licht aus. Ins Dunkel hinein rührt sich zögernder Beifall. Anders als gewohnt reagiert das Publikum auf die seltsame Kreation Shakespeares. Der Donner stampfender Füße fehlt an diesem Abend, weil Troilus und Cressida bei allem Vergnügen, das sie bereiten, ihr Rätsel nicht auflösen.
Das ist das Schönste, was über die gelungene, erstmals in Neuss gezeigte Inszenierung des Stückes aus dem siebten Jahr des Trojanischen Krieges zu sagen ist — eine komische Tragödie, in der sich die Helden der beiden Lager gelangweilt herumschubsen und sich vergebens fragen, wieso sie eigentlich eines einzigen Weibes wegen solch einen ergebnislosen Aufwand betrieben haben.
Dem Betrachter freilich ist das alles höchst kurzweilig. Jedenfalls in der mehr als zweistündigen pausenlosen Darbietung, die die Berliner Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch” zum diesjährigen Neusser Shakespeare-Festival mitgebracht hat.
Das Ende ist so offen, wie es der Dichter wollte. Es wirkt weiter — das hat die Truppe aus Berlin ohne jeden Zweifel geschafft.
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