TSV Bayer entscheidet das Derby für sich

Das Lokalduell in der Dritten Liga geht überraschend emotionslos über die Bühne. Dormagen bezwingt den TV Korschenbroich 30:27. Der Neusser HV kann sich wieder auf seine Qualitäten in der Schlussphase verlassen.

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Rhein-Kreis. Eins ist klar: Wenn sie ihre kommenden Aufgaben in Leichlingen und Volmetal erfolgreich lösen wollen, werden sich sowohl der TSV Bayer Dormagen als auch der TV Korschenbroich ganz erheblich steigern müssen. Denn im Lokalduell, das die Gastgeber vor 1024 Zuschauern mit 30:27 (19:14) für sich entschieden, boten beide Handball-Drittligisten bestenfalls Schonkost.

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Warum Jannik Otto und Sebastian Siebert in diesem Spiel insgesamt elf Zeitstrafen verhängten, wird das Geheimnis der Unparteiischen bleiben. Denn auf dem Parkett ging es alles andere als beherzt oder gar ruppig zur Sache. Im Gegenteil: „Mir haben bei meiner Mannschaft die Emotionen gefehlt“ — mit dieser Einschätzung stand Korschenbroichs Trainer Ronny Rogawska nicht alleine da. Dormagens Handball-Geschäftsführer Björn Barthel fühlte sich gar an „eine Art Freundschaftsspiel“ erinnert — von der Hitzigkeit, der Spannung und Dramatik des Hinspiels (27:26 für Dormagen) war sechzig Minuten lang jedenfalls nichts zu spüren.

Vielleicht wäre alles ganz anders gekommen, wäre Korschenbroichs Spielmacher Justin Müller nicht nach 21 Minuten beim Spielstand von 11:11 mit umgeknicktem Fuß zur Bank gehumpelt und fortan auf dieser sitzen geblieben. „Danach war ich nur noch mit Improvisieren beschäftigt“, sagte Rogawska. Bis dahin waren die Gäste nicht nur ein gleichwertiger Kontrahent gewesen, sondern hatten sogar leichte Vorteile auf ihrer Seite, was sich auch in zwischenzeitlichen Drei-Tore-Führungen ausdrückte.

Mit seiner Taktik des siebten Feldspielers hatte der Däne die Hausherren in der Anfangsphase offensichtlich auf dem falschen Fuß erwischt: „Darauf waren wir nicht vorbereitet“, gab sein Kollege Alexander Koke zu. Und weil seine eigenen Schützlinge in der Defensive eher Passivität statt Aggressivität ausstrahlten und Torhüter Sven Bartmann gegen seinen früheren Verein überhaupt keinen Zugriff aufs Spiel fand, plätscherte die Partie in ergreifender Langeweile vor sich hin. Was sich durch Müllers Ausscheiden nicht änderte, im Gegenteil: Dem TSV Bayer genügten die verbleibenden Minuten bis zur Pause, um von 11:11 auf 19:14 davonziehen.

Danach verflachte die Partie immer mehr. Der TV Korschenbroich hatte personell nichts mehr zuzusetzen, um eine Wende herbeizuführen, der TSV Bayer tat nicht mehr als nötig, um den Vorsprung zu verwalten. Was bis kurz vor Schluss (58./30:24) auch gelang, ehe der TVK mit drei Treffern binnen anderthalb Minuten noch etwas Ergebniskosmetik betrieb. „Die Jungs haben wenigstens Moral bewiesen, das freut mich. Wir haben alle Karten weiter selber in der Hand“, sagte Rogawska mit Blick auf das Restprogramm im Abstiegskampf.

Dass der Neusser HV in der Dritten Liga in den letzten 20 Minuten einer Partie nicht aufzuhalten ist, stellte der Tabellenführer beim 29:24 (13:13) gegen die SG Schalksmühle-Halver einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis. Vielleicht hat dies etwas damit zu tun, dass Trainer Ceven Klatt seinem Team in der heißen Phase gerne noch einmal inbrünstig einheizt. Dass der NHV den in der Spitze und Breite mit Abstand besten Kader der Liga hat, hilft freilich aber auch. „Wir wissen, dass wir uns hinten heraus immer auf unsere Stärke verlassen können“, sagte Klatt, der auch gegen Schalksmühle früh rotierte, Kräfte sparte und am Ende fünf Spieler mit vier oder mehr Toren in seinen Reihen hatte. Sein Gegenüber Stefan Neff hatte sich zwar eine gute Taktik zurechtgelegt, musste aber eingestehen: „Ich hatte letztendlich acht spielfähige Männer zur Verfügung. Dass Neuss das am Ende ausnutzt, ist klar.“ Klatt bestätigte: „Bei uns haben am Ende halt nicht die Körner gefehlt.“

Bis in die Schlussphase konnte Schalksmühle die Partie offen gestalten, weil das Team jegliche Geschwindigkeit aus dem Spiel nahm. „Wir wollten das Spiel natürlich verschleppen und das haben wir taktisch sehr gut gelöst“, sagte Neff. Bis zur 49. Minute konnte sich kein Team auf mehr als zwei Tore absetzen, ehe der NHV aufdrehte. Wo genau der Unterschied lag, lässt sich an einer kurzen, aber entscheidenden Sequenz beschreiben: Nachdem Gästekeeper Dominik Formella einen Siebenmeter von Christopher Klasmann entschärft hatte (51.), verkürzte Julian Meyer auf 22:24, der Neusser Thomas Bahn kassierte dazu eine Zeitstrafe. Statt in Überzahl aber das Anschlusstor zu erzielen, warf SG-Spieler Lutz Wesseling den Ball unbedrängt ins Seitenaus — einen weiteren Ballverlust und zwei Gegenstöße später war die Partie entschieden. „Ich hätte gerne gesehen, was passiert wäre, wenn wir da auf ein Tor herrankommen wären“, so Neff.