TSV zeigt stark schwankende Form
Am Freitag gab es für den Zweitligisten die höchste Saisonniederlage, am Sonntag überzeugte Bayer gegen Minden.
Dormagen. Die Erfolgsserie von Interimstrainer Tobias Plaz ist am Freitagabend gerissen. Ausgerechnet beim Gastspiel des TSV Bayer Dormagen in Plaz’ schwäbischer Heimat unterlag der Handball-Zweitligist mit 23:34 (Halbzeit 13:18) beim TV Neuhausen und kassierte damit die erste Schlappe nach zuletzt vier Spielen ohne Niederlage. Im Kellerduell mit den gleichfalls gefährdeten Neuhausenern verpasste der Tabellenvorletzte damit die Chance, näher zu den vor ihm platzierten Teams und zum rettenden 17. Tabellenplatz aufzuschließen. Die Konkurrenten patzten beinahe durchgängig, bis auf die HG Saarlouis, die beim ASV Hamm mit dem 29:29-Unentschieden überraschend punktete.
Zwei Tage nach der höchsten Saisonniederlage hat sich Bayer Dormagen dann wieder im Abstiegskampf der Zweiten Liga zurück gemeldet. Zwar gelang ihm gegen einen wenig überzeugenden Tabellenzweiten GWD Minden nicht die im Rahmen des Möglichen liegende Überraschung, doch er stürzte bei seiner 28:30-Niederlage (Halbzeit 11:14) vor 1164 Zuschauern die kurz vor dem Wiederaufstieg in die Bundesliga stehenden Ostwestfalen in Verlegenheit.
Wobei die Dormagener Verantwortlichen bei aller Freude über eine zumindest kämpferisch überzeugende Vorstellung nicht die Augen vor der Realität verschlossen: „Ich denke, wenn wir noch näher heran gekommen wären, hätte Minden jederzeit noch zulegen können“, sagte Handball-Geschäftsführer Björn Barthel. Interimstrainer Tobias Plaz, der an diesem Doppelspieltag erstmals zwei Niederlagen in Folge hinnehmen musste, sah es ähnlich: „Bei ihrer Klasse wäre den Mindenern immer noch etwas eingefallen.“
Frank Carstens, Trainer von GWD Minden
Damit meinte er in erster Linie den 36-jährigen schwedischen Nationalspieler Dalibor Doder, der die Gäste in der engen Schlussphase beinahe im Alleingang am Leben und in Vorlage hielt. Mindens Trainer Frank Carstens resümierte: „Mit dem Ergebnis können wir zufrieden sein, schließlich bringt es uns dem Aufstieg näher. Mit der spielerischen Leistung sicher nicht, aber das kann man an solch einem Doppelspieltag auch kaum erwarten.“ In seinen Augen war die Partie „ein typischer Spielverlauf mit einem typischen Ergebnis für uns.“
Will heißen: Mit dem mindestens fünffachen Etat der Dormagener ausgestattet, setzten die Gäste nicht die spielerischen und kämpferischen Akzente, sondern die individuellen. Und Akteure wie Dalibor Doder, die Außen Aleksandar Svitlica und Charlie Sjöstrand oder Kreisläufer Joakim Larsson sind eigentlich zu gut für die Zweite Liga. Weshalb sie sie bei neun Punkten Vorsprung auf den ersten Nicht-Aufstiegsplatz wohl auch auf direktem Wege wieder verlassen. Weil aber ein gutes Pferd bekanntlich nur so hoch springt, wie es muss, „zerlegen“ die Mindener selten einen Kontrahenten. In Dormagen schienen sie zweimal auf bestem Wege dazu: Als sie in der Anfangsphase von 2:2 (4.) auf 8:2 (13.) wegzogen und die Hausherren zehn Minuten ohne Torerfolg blieben. Und nach der Pause, als sie aus einem 14:12 (31.) ein 24:17 (45.) machten.
Dass sich Dormagen beide Male berappelte und die Schlussviertelstunde sogar mit 11:6 für sich entschied, lag nicht nur an Mindener Nonchalance. Bayer kämpfte, rackerte und mühte sich nach Kräften gegen eine körperlich hoch überlegene Deckung. Und als die eigene inklusive Torhüter Sven Bartmann endlich Zugriff aufs Spiel bekam, wurde es tatsächlich spannend. Nach dem Treffer von Jo-Gerrit Genz zum 21:25 (51.) nahm Carstens eine Auszeit, musste aber mitansehen, wie der mit acht Treffern erneut überragende Pascal Noll den TSV bis auf 24:26 (55.) heranbrachte.