Überreste von altem Pumpenhaus gefunden

Der Heimatverein legt die Fundamente des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Gebäudes frei.

Foto: Kleinau

Norf. Nachvollziehen können, wie es mal ausgesehen hat: Diese Absicht verfolgt der Heimatverein mit „Ausgrabungen“ am ehemaligen Wasserturm von Schloss Müggenburg, in dessen Schatten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges ein Pumpenhaus stand. Das Gebäude ist lange verschwunden, doch unter einer meterdicken Erdschicht fand der Verein jetzt dessen Fundamente — und legte sie frei.

„Nur mit Muskelkraft hätten wir dafür vier Wochen gebraucht“, sagt Peter Abels, Vorsitzender des Vereins, dessen rührigste Aktivisten auch schon im Rentenalter sind. So kam das Berufs-Förderungszentrum Schlicherum (BFZ) ins Boot, das keinen roten Heller für seine Hilfe erhält. „Ehrenamt“, sagt Geschäftsführer Michael Stork, der trotzdem von einer Gewinnsituation für beide Seiten spricht. Die Teilnehmer aus der Basisqualifizierung — in der Regel sind das von der Arbeitsagentur vermittelte Flüchtlinge — und der Berufsvorbereitung hätten zwar im BFZ viele Möglichkeiten, Tätigkeiten im Garten- und Landschaftsbau kennenlernen und ausprobieren zu können. „Das hier ist aber eine gute Gelegenheit, auf einer fremden Baustelle mit Gartenbautechnik in Berührung zu kommen“, sagt Stork, der dafür Bagger und Radlader bei den „Schlicherumer Diensten“ ausgeliehen hat.

Vom Pumpenhaus konnte Heinz Heuser, Archivar des Heimatvereins, bisher nur den Bauplan aus dem Jahr 1904 und alte Fotos zeigen. Anschaulicher konnte er die Dimensionen Besuchern nicht vermitteln. Und davon kommen immer mehr zum Turm, den der 2004 gegründete Heimatverein pachten und restaurieren konnte. Denn dort, wo früher einmal ein Wassertank eingebaut war, kann heute sogar geheiratet werden — 30 Meter über dem Boden. Allein 2016 erklommen 21 Hochzeitsgesellschaften den Turm, berichtet Kurt Königshofen, zweiter Vorsitzender des Vereins. Von dort oben haben sie einen Panoramablick. Sie müssen dafür aber 114 Stufen erklimmen.

In der Turmkammer sind Reste eines Kamins zu sehen, der zum Pumpenhaus gehörte. Das hatte mit 12,3 auf sieben Meter deutlich größere Abmessungen als der Turm, in den die Pumpen Wasser aus einem Brunnen förderten. Dieses Wasser, erklärt Königshofen den Kamin, konnte sogar erwärmt werden, so dass die benachbarte Müggenburg der Bankiersfamilie von Waldthausen mit kaltem, aber eben auch warmem Wasser hätte versorgt werden können. Hätte. Tatsächlich spielte der Turm keine Rolle, weil parallel zu seinem Bau Anfang des 20. Jahrhunderts die Müggenburg ans öffentliche Leitungsnetz angeschlossen wurde. Das Pumpenhaus wurde durch eine Bombe im Weltkrieg zerstört, seine Bestandteile andernorts als Baumaterial verwendet. „Wir haben jedenfalls nicht mehr viele gefunden“, sagt Abels.

Ein Teil der Fundamentplatte war so dünn und dabei so stark zerstört, dass er jetzt mit abgeräumt wurde. Der Gesamtumriss des alten Gebäudes soll deshalb irgendwie im Boden kenntlich gemacht und der Rest der alten Substanz — zum Teil noch mit Bodenfliesen belegt — konserviert erhalten werden.

Wichtigster Nebeneffekt der Plackerei: Auf dem Grundstück wird viel mehr Fläche nutzbar. Das dient den Hochzeitsgesellschaften wie auch dem Verein, der am Samstag, 10. Juni, zum Kaffeeklatsch auf die „Ausgrabungsstelle“ einlädt.