VCD: Fußgänger leben gefährlich
Der Verkehrsclub präsentiert eine neue Studie. Die Ergebnisse zeigen: Fußgänger sind besonders gefährdet.
Neuss. Im Schnitt legen die Neusser rund ein Viertel ihrer Wege zu Fuß zurück. Laufen ist grundsätzlich auch eine sichere Fortbewegung, trotzdem stellt der aktuelle Städtecheck des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) in seiner aktuellen Studie fest, dass Fußgänger zwar selten, aber dafür oft zu schwer verunglücken.
Die absoluten Zahlen, die auf Daten des statistischen Landesamtes Information und Technik Nordrhein-Westfalen basieren, schwanken zwischen 68 und 101. Die Zahlen der Neusser Polizei sind höher: Sie hat im vergangenen Jahr 204 Unfälle mit Fußgänger-Beteiligung verzeichnet, 200 Personen wurden dabei verletzt. Von Januar bis August dieses Jahres waren es bereits 121.
Rund 80 Prozent der Unfälle mit Fußgängern geschehen, wenn eine Fahrbahn überquert werden soll. Daher ist eine wesentliche Anregung des Verkehrsclubs, die Querungen übersichtlicher und einfacher für beide Seiten zu machen. Insbesondere unter dem Aspekt, dass Kinder und Jugendliche sowie Senioren häufiger zu Fuß unterwegs sind als der Rest der Bevölkerung. Diese Gruppen sind den Experten zufolge gefährdeter, da sie entweder noch nicht fit genug im Straßenverkehr sind und leichter übersehen werden, oder aufgrund des Alters nicht mehr so sicher auf den Beinen sind.
Vor allem in der Neusser Innenstadt sieht Heribert Adamsky von der hiesigen Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Handlungsbedarf: „Die Straßen sind oft eng und unübersichtlich, viele parkende Autos bis in der Kreuzungsbereich machen es schwer, sicher über die Straße zu kommen.“
Insbesondere im Bereich der großen Schulen in der Stadt herrsche morgens viel Verkehr: Zum einen seien viele Schüler zu Fuß unterwegs, zum anderen brächten viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zum Unterricht — eine permanente Gefahrenquelle.
Um Platz für mehr Übersicht zu schaffen, plädiert der Verkehrsexperte vom ADFC dafür, weniger Autos am Straßenrand zuzulassen. „Die Innenstadt ist sehr kompakt, und gerade morgens sind viele Menschen unterwegs. Die Bushaltestelle Further Straße am Bahnhof ist ein Beispiel für die engen Verhältnisse“, sagt Adamsky. Auch wenn die Zahlen der Polizei höher sind als die des statistischen Landesamtes: Die Beamten sehen grundsätzlich keine besondere Gefährdung von Fußgängern in Neuss, erklärt Hans Kalinowski von der Polizei.
Diese Einschätzung deckt sich mit dem allgemeinen Eindruck der Verkehrsexperten: Nur zwölf Prozent der Verletzten im Straßenverkehr waren Fußgänger. Allerdings waren mehr als ein Drittel der Getöteten in den letzten fünf Jahren Fußgänger.
Der VCD hat in seinem Städtecheck 80 deutsche Großstädte mit über 100 000 Einwohnern unter die Lupe genommen. Lobend erwähnt wird Krefeld. Die Stadt konnte mit gezielten Maßnahmen die Unfallzahlen mit Fußgängern senken.