Verwirrung um Vertragsverlängerung mit Hafendirektor
Ein ungeklärter Insolvenz-Fall behindert die Verhandlungen mit Ulrich Gross. Die Politik zeigt sich derweil gelassen.
Neuss. Die Neuss-Düsseldorfer Häfen schütten an ihre beiden Gesellschaften 3,5 Millionen Euro vom Gewinn des Vorjahres aus. Trotzdem wurden die Geschäftsführer Rainer Schäfer und Ulrich Gross nur zum Teil entlastet. Denn noch ist der Fall des insolventen Kranbauers Tobies und die Frage, ob die Geschäftsführer beim Kauf von zwei Kränen Fehler zum finanziellen Nachteil des Unternehmens gemacht haben, nicht geklärt. Diese Frage überschattet auch die Verhandlungen zur Vertragsverlängerung mit Ulrich Gross. Gross selbst sagt dazu nicht viel. Er fragt nur: „Wenn da etwas dran wäre, wäre ich dann noch in der Geschäftsführung?“ Ähnlich sehen das auch die Koalitionäre von CDU und Grünen sowie die SPD, die den fast 63-jährigen Gross für weitere zwei Jahre an den fusionierten Hafen binden wollen.
Trotzdem war diese Personalie am Donnerstagabend nicht Gegenstand der Tagesordnung im Beteiligungsausschuss — obwohl der Arbeitsvertrag mit Gross am 31. Oktober ausläuft. Auffällig an diesem Verfahren, dass Manfred Abrahams als „die normalste Sache der Welt“ bezeichnet, sind die vielen Ungereimtheiten.
Erstens, dass bei der letzten Vertragsverhandlung Gross ein Dreijahresvertrag gegeben wurde, während mit Rainer Schäfer, der auf Wunsch der Düsseldorfer Gesellschafter in die gleichberechtigte Geschäftsführung kam, für fünf Jahre verlängert wurde. Zweitens, dass Gross dem Vernehmen nach schon im vergangenen Herbst schriftlich um Aufnahme von Vertragsgesprächen gebeten und eine zweijährige Verlängerung angeboten hatte, aber erst nächste Woche Termin dazu sein soll. Drittens, dass ein Gutachten der Düsseldorfer Wirtschaftsprüfer Pricewaterhouse Coopers (PwC) zum „Fall Tobies“ zwar den Aufsichtsratsmitgliedern zur Kenntnis gegeben wurde, ansonsten unveröffentlicht blieb und Gremien wie etwa dem Beteiligungsausschuss auf mehrfachen Antrag hin nicht vorgelegt wird. Für die Koalition gelte die Unschuldsvermutung, hieß es. Wenn Gross erhebliche Verfehlungen nachgewiesen worden wären, hätte man etwas unternommen. Tatsächlich sei eine Beurlaubung nie ein Thema gewesen und die Kräne aus dem Tobies-Geschäft täten ja inzwischen ihren Dienst.
Für eine Vertragsverlängerung spricht, so ist aus der SPD zu hören, dass damit wieder ein „Gleichklang der Geschäftsführer hergestellt wird. Die zwei Jahre, die Gross in der letzten Verhandlungsrunde nicht zugebilligt wurden, kämen jetzt wieder drauf, so dass er in zwei Jahren gemeinsam mit seinem Kollegen Schäfer in die Rente gehen kann.