Zahl der Fälle von Kopfläusen ist in Neuss besonders hoch
Besonders in Kitas ist die Ansteckungsgefahr groß.
Neuss. Wenn Kinder anfangen, sich ständig am Nacken oder hinter den Ohren zu kratzen, schrillen bei Eltern die Alarmglocken. Denn trotz aller Hygiene kann es auch heute noch passieren, dass der Nachwuchs Läuse mit nach Hause bringt. „Seit Jahren haben wir relativ hohe Fallzahlen im Rhein-Kreis Neuss“, berichtet Amtsarzt Dr. Michael Dörr. 886 Fälle wurden dem Gesundheitsamt im vergangenen Jahr gemeldet. 2013 waren es 713. Das ist ein Zuwachs von etwa 24 Prozent. 2012 waren es 781 Fälle. 2006 gab es mit 1015 Fällen den höchsten Wert der vergangenen zwölf Jahre.
„In aller Regel sind Kindergärten betroffen, weil die Kinder da in einem engen Kontakt stehen“, sagt Dörr. Über die Geschwister verbreiteten sich die Blutsauger dann auf die Schulen. „Manchmal treten Läuse aber auch in Altenheimen oder Krankenhäusern auf.“ Spitzenreiter im Rhein-Kreis war im vergangenen Jahr Neuss mit 314 erkrankten Personen, gefolgt von Grevenbroich mit 150 und Dormagen mit 141. Kaarst verzeichnete 72 Fälle.
Wer von den Parasiten heimgesucht wird, bleibt für das Gesundheitsamt kein unbeschriebenes Blatt. „Die Einrichtungen müssen uns die erkrankten Personen melden“, berichtet der Amtsarzt. „So haben wir insbesondere bei Kindern die Möglichkeit, die Eltern zu kontaktieren und Verhaltensmaßnahmen zu besprechen.“ Schämen müsse sich dafür keiner. „Läuse sind eine Infektionskrankheit. Die Erreger existieren im Tierreich und fühlen sich auch beim Menschen wohl.“ Immerhin sei heute nur noch die Kopflaus verbreitet. „Zu Zeiten mangelnder Hygiene — zum Beispiel im Krieg — plagten auch noch zwei andere Arten die Menschen: die Kleiderlaus und die Filzlaus.“
Die Blutsauger auf dem Kopf sind zwar lästig. Man wird sie aber recht schnell wieder los. „Es gibt spezielle Shampoos sowie Läusekämme, mit denen die Haare von den Nissen befreit werden können“, sagt Dörr. Auch Haarewaschen mit Essigwasser helfe. „In der Regel reichen zwei Behandlungen, so dass das Kind nur ein, zwei Tage zu Hause bleiben muss.“ Sogar die Frisur kann bleiben, wie sie war. „Die Haare abzuschneiden ist heute nur noch bei ganz starkem Befall nötig.“
Das Problem: Häufig stehen berufstätige Eltern so unter Druck, dass sie Sohn oder Tochter auch nicht die kurze Zeit zu Hause behalten können. „Wenn die erkrankten Kinder aber zu früh wieder in den Kindergarten oder die Schule kommen, stecken sie leider die anderen an.“
Deshalb hat das Kreisgesundheitsamt eine Broschüre herausgegeben, in der über das richtige Verhalten aufgeklärt wird, berichtet Dörr. „Und wenn eine Einrichtung besonders hartnäckig betroffen ist, halten wir dort einen Elternabend ab.“