Regiobahn: Ein „Glücksfall“ feiert Geburtstag
Die Regiobahn wird 20. Ein Ausbau der Strecke nach Wuppertal steht zurzeit nicht bevor.
Rhein-Kreis Neuss. Rush-Hour-Stress? Mitnichten. Auf dem Regiobahn-Bahnhof ist es auch morgens im Berufsverkehr entspannt. Eine Frau hat es sich auf einer Bank bequem gemacht, Kopfhörer im Ohr, die Augen geschlossen. Ein junger Mann blickt mit der rechten Hand auf der Oberfläche wischend auf sein iPad. Die Regiobahn Richtung Mettmann Stadtwald soll in vier Minuten eintreffen.
In diesem Jahr wird die Regiobahn 20 Jahre alt. Und das wurde Mittwoch in den Räumen der Betriebsgesellschaft, der Regiobahn GmbH, in Mettmann gefeiert.
Dass täglich im 20-Minuten-Takt die Menschen von Mettmann nach Kaarst gefahren werden und umgekehrt, ist ein Glücksfall. Denn eigentlich wollte die Deutsche Bahn die Strecke in den 80er Jahren stilllegen. „Deshalb wurde auch nicht mehr in die Erneuerung der Gleise oder Bahnhöfe investiert“, erinnert sich Christian Will, Aufsichtsratsvorsitzender der Regiobahn GmbH, der die Anfänge der neuen Gesellschaft miterlebt hat.
Die Menschen in Kaarst und im Kreis Mettmann wollten die Stilllegung nicht hinnehmen. Bürgerinitiativen gründeten sich. Allen voran kämpfte der Holzbüttgener Paul Bohl für den Erhalt der Strecke. Die Proteste zeigten Wirkung: Eine Machbarkeitsstudie für eine neue Bahnstrecke wurde in Auftrag gegeben. Das Land stellte später 103 Millionen Euro für den Bau zur Verfügung. 1992 wurde dann die Gesellschaft gegründet, an der die Stadt Neuss, der Rhein-Kreis Neuss, Kaarst, der Kreis Mettmann und Düsseldorf beteiligt waren. Doch bis die erste Regiobahn fuhr, dauerte es noch bis 1999. Damals rollten die Bahnen noch im Stundentakt. Doch schnell zeigte sich, dass der Bedarf größer ist. Heute transportiert die Regiobahn rund 23 000 Menschen täglich.
Und es sollen noch mehr werden, die die Bahn irgendwann bis Wuppertal fährt. Doch gerade bei diesem Thema hatten gestern die Verantwortlichen schlechte Nachrichten: Bislang fehlt eine konkrete Zusage des Landes für die Finanzierung des Vorhabens. Die Investitionskosten für den Bau der Trasse gen Osten betragen 44 Millionen Euro.