Nach nur gut einem Jahr in Rheurdt Eine „Neue“ für Klimaschutz in Kempen

Kempen/Rheurdt · Christina Möhring verabschiedet sich Ende des Jahres aus Rheurdt. Wie sie künftig in Kempen arbeiten wird.

Christina Möhring war jetzt ein Jahr lang als Klimaschutzbeauftragte der Gemeinde Rheurdt tätig.

Foto: Norbert Prümen

Nach gut einem Jahr in Rheurdt ist Schluss für Christina Möhring. In diesen Tagen verabschiedet sie sich im Rathaus als Klimaschutz- und Mobilitätsmanagerin, 2024 fängt sie in Kempen als Mobilitätsmanagerin an. „In Kempen arbeite ich 30 Stunden pro Woche für die Mobilitätswende“, sagt sie. „In Rheurdt waren es 20 Stunden für den Klimaschutz und zehn für die Mobilitätswende.“

Die Mobilitätswende sei immer ihr Steckenpferd gewesen, sagt die leidenschaftliche Fahrradfahrerin, die in ihrer Freizeit „Kidical Mass“ organisiert, um auf die Gefahren des Autoverkehrs für Kinder aufmerksam zu machen. Mit dem Begriff sind Fahrraddemos gemeint, bei denen sowohl jüngere als auch ältere Menschen die Straßen erobern und sich so für lebenswertere Städte einsetzen.

Der Radverkehr spielt auch in Möhrings künftiger beruflicher Heimat eine Rolle. Denn in Kempen werden 35 Prozent aller Strecken mit dem Rad zurückgelegt und nur zwölf Prozent zu Fuß, sagt sie. „Der Anteil von Fußgängern und Radfahrern liegt zusammen über dem von Autofahrern.“ Für Möhring ist die Mobilitätswende ein zentraler Punkt der Energiewende, weil Autos und Lastwagen zu über einem Viertel des Gesamtenergieverbrauchs beitragen.

Kempen zählt zu den fahrradfreundlichsten Kommunen am Niederrhein. Auch auf der Schiene ist sie Rheurdt überlegen: Während die Stadt mit ihren rund 35 000 Einwohnern direkt an die Eisenbahn angeschlossen ist, verkehren nach Rheurdt seit 1968 keine Personenzüge mehr. Während Kempen einer der ersten Kommunen am Niederrhein war, die der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundliche Städte und Gemeinden (AGFS) beigetreten ist, hat sich Rheurdt noch nicht dazu entschieden. Möhring hat dies schon einmal vorgeschlagen, um vom Netzwerk zu profitieren, das sich in der AGFS gebildet hat.

Im Frühjahr besuchte die Diplom-Geografin einen neuntägigen Lehrgang besucht, der vom Zukunftsnetz Mobilität NRW organisiert wurde. Mit diesem Kursus machte sie ihren Abschluss zur Mobilitätsmanagerin, nachdem sie im November 2022 Klimaschutz-, Mobilitäts- und Nachhaltigkeitsmanagerin der Ökogemeinde Rheurdt wurde.

Die Duisburgerin belegte den Lehrgang, obwohl sie das Paradoxon der Mobilitätswende kennt. Denn die Mobilitätswende kann keine schnelle Wende sein. „Infrastruktur, zum Beispiel eine Straße, ist für 50 und mehr Jahre gebaut, eine Eisenbahnlinie für mehrere hundert Jahre“, sagt Möhring. „Eine Straße lässt sich nicht einfach ändern. Wenn ein Fuß- oder Radweg verbreitert werden, wird die Fahrbahn zu eng. Der ganze Straßenquerschnitt muss dann neu geordnet werden.“