Sanierung der Infrastruktur ist wichtiger

zu: Buga 2031

Im Jahr 2031 sollen auch in Wuppertal die Blumen bei der Buga blühen. Doch bis dahin besteht noch eine Menge Diskussionsbedarf.

Foto: dpa/Martin Schutt

An der Menge der Leserbrief zum Thema Buga wird deutlich, wie sehr dieses Projekt die Bürger bewegt. Unter den zahlreichen befürwortenden Stimmen wird oft die Bedeutung einer zukunftsweisenden Vision für unsere Stadt beschworen. Eine Buga ist eine feine Sache und viele Städte haben Bundes- und Landesgartenschauen mit Erfolg durchgeführt und davon profitiert, beispielsweise Leverkusen 2005 mit der Verwandlung einer Deponie in eine Garten- und Parklandschaft. Aber da zeigt sich auch sehr deutlich, wo und wie eine Buga oder Laga sinnvoll sind: wenn freie Flächen, wie ein Ödland, eine Brache, ein aufgelassenes Industriegelände, ein nichtgenutztes Flussufer etc. einer neuen, sinnvollen Verwendung zugeführt werden.

Was erwartet uns Nützenberger dagegen in der Zukunft, wenn die Buga realisiert wird? Baumfällungen im großen Stil, umfangreiche Erdarbeiten und Schwerlast-Transporte zum Bau des Pylons der geplanten Hängebrücke hinüber zum Kiesberg, ein Monsterprojekt, einmalig in Europa und sogar weltweit, über bebautem Gebiet mit enormen technologischen Herausforderungen. Weiterhin Anlage von Parkplätzen für die vorgesehenen 2,5 Millionen Besucher jährlich. Wo? Na, da bieten sich doch die Kleingärten an, auf der Südseite des Berges, aber wer braucht  die denn? Dass damit die schmalen Straßen auf dem stark bebauten Berg als Zufahrtswege zu den neuen Parkplätzen genutzt werden müssen und dazu erwartbar vollends zugeparkt werden, wird offenbar als Kollateralschaden in Kauf genommen. Man glaube doch nicht, dass die Scharen von Tagestouristen viel Geld in der Stadt lassen werden.

Schauen wir noch auf die anstehenden Aufgaben der Stadt: Infrastruktursanierung wie Straßenbau und Hochwasserschutz, Sanierung des Opernhauses, Bau des Pina-Bausch-Zentrums, Sicherung des Von-der-Heydt-Museums durch Umbau, Sanierungsstau bei den städtischen Liegenschaften, hoher Migrationsanteil und einige Milliarden Schulden usw. Ist da nicht genug zu tun? 

Werner Ertel, per E-Mail

Die Buga ist ein alteingesessenes Ereignis, um Menschen zu erfreuen mit der vielfältigen Welt der Botanik, ihre nicht zu beziffernde Vielfalt den Menschen näher zu bringen und für ihr Publikum auf liebevoll und wohl überlegte Art zu präsentieren. Lustwandeln durch die spannende Fülle von Artenvielfalt sowie ihrer betörenden Farben, Formen und Düfte ist angesagt. Das mag altmodisch klingen, ist es aber keineswegs, denn wer nimmt sich schon die Zeit und hat die Möglichkeit, durch das betörende Reich der Botanik hindurch zu spazieren mit seiner unermesslichen Vielfalt.

Wuppertal aber plant vor allem „Luftbrücken“ über Wälder hinweg, die anschließend von wem genutzt werden sollen? Wuppertal aber verfügt auch über einen sehr schön gelegenen Botanischen Garten, umgeben von dem gepflegten, für eine Stadt ungewöhnlich weitläufige Landschaft, die mit der Wuppertaler Geographie harmoniert. Und Wuppertal verfügt über einen Botanischen Garten, dessen Entstehungsgrund durchaus im positiven Sinne gerade auch heute zu denken gibt und bis in die Jetzt - Zeit nicht nur beachtenswert ist, sondern ausgesprochen sinnvoll und sinngebend.

Dies beides in den Vordergrund zu rücken, den Fokus dorthin zu verlagern, sowie die Gelegenheit einer Buga dazu zu nutzen, eben diesen Botanischen Garten zu „voller Blüte“ zu bringen, d.h. dort finanziell - personell zu helfen, um ihn in Topform zu bringen, das wäre eine sinnstiftende Tat. Inklusive des weitläufigen bezaubernden Geländes darum herum, entsteht ein äußerst beeindruckender Landschaftspark, der überzeugt und in seiner Weite und gepflegten Großzügigkeit in einer Großstadt eher ungewöhnlich ist. Auch hat der Botanische Garten eine interessante Gründungsgeschichte, die es lohnt bekannt zu machen. Falls dem Botanischen Garten die Chance gegeben würde, personell wie finanziell die Vorbereitungen der notwendigen Gartenarbeiten zu leisten, stünde uns ein großzügiges, vielseitiges wie auch charmantes Gelände zur Verfügung und sprächen über einen Bruchteil der Kosten der jetzigen Planung von Hochbrücken, die demnächst dann ohnehin selten und irgendwann vielleicht gar nicht mehr genutzt werden und vergammeln. Ich denke, noch einmal über Ort und Ziel nachzudenken lohnt sich.

Loretta Ischebeck, per Mail an die Redaktion