Neues Format knüpft an alte Traditionen an Erster „Musiksalon“ im Ada begeistert
Begeisternder Einstieg in eine neue Reihe: Im Café Ada fand die erste Ausgabe des Formats „Musiksalon“ statt, der Pianist Mark Kantorovic gestaltete dazu einen Klavierabend. Die Werkauswahl reichte von der Romantik bis zur Gegenwart.
Gemeinsam war allen, dass sie Stimmungen oder Bilder entstehen ließen – quer durch die Epochen
Den Anfang machte Josef Rheinbergers Romantischer Sonate Nr. 4 in fis-Moll: Freud wie Leid waren laut Einleitung darin verarbeitet, doch vermittelte sich beim Spiel eine Bewegung wie ein stetiger Strom, der trotz Wechseln und Wendungen harmonisch dahinfloss. Der jüngste Beitrag stammte vom zeitgenössischen Komponisten Guillaume Connesson (geboren 1970). Zu dessen Werk „Initials Dances“ sagte Kantorovic vorab: „Es begeistert mich auf Grund seiner groovigen Rhythmik und seiner Harmonik.“ Flink erklommen im Anschluss seine Finger die Höhen des Stücks, das auch Anleihen beim Barock enthielt.
Im Vorfeld war der „Musiksalon“ angekündigt mit dem Wunsch, an eine Tradition anzuknüpfen. Das meinte nicht etwa frühere Formate hier in der Wiesenstraße, sondern die Salons des 19. Jahrhunderts, kulturell-gesellschaftliche Treffpunkte der damaligen Zeit. Im „Ada“ spielen nun Künstler Ausgewähltes auf ihrem Instrument oder präsentieren Sänger Gesang, und sie kommentieren ihre Musikauswahl.
Wie gut das funktionieren kann, bewies Kantorovic. Der junge Pianist im weinroten Oberhemd sprach ruhig und gemessen ins Publikum, ehe er am Flügel Platz nahm und das Beschriebene im Spiel hören ließ. Für das Format bleibt er übrigens eine zentrale Figur: Er wird künftig die Reihe selbst kuratieren und die Künstler einladen. Torsten Krug vom gastgebenden Insel-Verein kennt den Musiker von der Bochumer Folkwang-Schule. Kantorovic wiederum war von dem vor zwei Jahren gegründeten Verein sofort angetan und wurde Mitglied: „Weil er die Idee so toll fand.“
Klavierwerke von der
Romantik bis zur Gegenwart
Am klarsten erzählerisch im heutigen Programm war vielleicht der „Danse macabre“, den Franz Liszt nach Camille Saint-Saëns für Klavier umgeschrieben hat. Dieser „Totentanz“ enthält neben manch Makabrem auch eine kleine Geschichte rund um ein Liebespaar. Zugleich bewies dieses Stück, dass Erläuterungen fürs Verständnis der Musik wertvoll sein können: Wiederholte Tonfolgen, die wie fröhliches Klimpern daherkamen, waren nämlich vom Komponisten gar nicht so lustig gemeint. Laut Pianist gestalten sie einigermaßen Schauderhaftes, nämlich das „Klappern der Skelette“.
Was aber keineswegs den heiteren Gesamteindruck der Veranstaltung schmälerte. Das galt bis hin zum letzten Titel des Abends, „Le Tombeau de Couperin“ von Maurice Ravel. Hin zum Schluss drängten sich noch einmal vertrackte Akkorde, mühelos gemeistert - spannender Ausklang zum Einstand einer Reihe, der man wünschen mag, dass sie in der Tat Tradition wird.
» Nächster Insel-Musiksalon: 5. Dezember, 18 Uhr, mit Andreas Müller (Violoncello) und Lioba Bärthlein (Klavier)