Erschreckende Vorstellung Schwache DEG verliert auch in Bremerhaven

Bremerhaven · Wie aussichtslos die Lage der Düsseldorfer EG am Sonntag in Bremerhaven war, zeigte Phil Varone Ende des zweiten Drittels. Eigentlich war der DEG-Stürmer gar nicht auf dem Eis, aber weil seine Mitspieler gerade mal wieder die Scheibe verloren und in den x-ten Konter gerannt waren, lehnte sich Varone über die Bande und hielt den Puck auf.

Der Anfang vom Ende: Bremerhaven geht mit 1:0 in Führung.

Foto: RP/Birgit Haefner

Das nächste Gegentor zu verhindern, traute er den Kollegen wohl nicht zu. Und ganz unbegründet war der Gedanke nicht. Lief die DEG doch ständig in Gegenstöße und ermöglichte den Fischtown Pinguins eine Großchance nach der anderen.

Varone musste dafür natürlich auf die Strafbank. Und auch wenn die DEG die Unterzahl überstand, war sie meilenweit von einem Punktgewinn entfernt. Nach einer lange Zeit erschreckenden Vorstellung verlor sie mit 2:4. Das nächste Null-Punkte-Wochenende und die zwölfte Niederlage am 15. Spieltag für den Tabellenletzten der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Der kleine Aufschwung nach der Verpflichtung von Co-Trainer Mike Pellegrims ist wieder vorbei. Für Chefcoach Thomas Dolak dürfte die Luft wieder dünner werden.

Dolak hatte schon am Freitag den Unmut einiger Fans auf sich gezogen und für hämische Kommentare im Internet gesorgt. Hatte er nach dem über weite Strecken schwachen Auftritt beim 1:2 gegen Wolfsburg doch gesagt, die DEG sei trotz allem „auf einem guten Weg“. Nur war davon nicht viel zu sehen. Zwar gab es gleich in der ersten Minute eine Riesenchance für Kenny Agostino, aber der nachverpflichtete Stürmer lässt weiter viel vermissen. Was genauso für den Rest des Teams gilt.

Vielleicht war beim frühen 1:0 noch Pech dabei, weil ein Bremerhavener Befreiungsschlag unglücklich abgefälscht wurde und nur deswegen in den Lauf von Skyler McKenzie kam. Aber spätestens das 2:0 von Jake Virtanen hatte sich die DEG selbst zuzuschreiben. Erst hielt Henrik Haukeland einen Schuss nicht fest, dann verlor Moritz Wirth den Zweikampf um den Nachschuss. „Nicht akzeptabel“, nannte Wirth das in der Pause am TV-Mikrofon. Und das passte auch auf den gesamten Auftritt der DEG, die viel zu ungenau spielte, ständig Zweikämpfe und Pucks verlor, unerklärlich große Lücken ließ und fast nur hinterherrannte.

30:21 lautete das Schussverhältnis am Ende für die Gastgeber. Selbst bei Düsseldorfer Überzahlspielen gab es die größten Chancen vor dem eigenen Tor. Nun sind die Norddeutschen gerade blendend drauf, gewannen zuvor schon acht ihrer vergangenen neun Spiele und stehen weit oben in der Tabelle. Allerdings fehlten ihnen in Jan Urbas und Miha Verlic am Sonntag zwei ihrer Topstürmer, zudem spielen sie nun wahrlich kein Zaubereishockey, agieren meist mit langen Pässen, bringen einfach Scheiben und Männer zum Tor. Aber das reichte eben gegen eine DEG, die dagegen kein Mittel fand und selbst viel zu selten in gute Abschlusspositionen kam.

Das war auch im zweiten Drittel zu sehen. Bei einem Vier-gegen-Vier rannten gleich drei Düsseldorfer nach vorne, ein langer Pass der Bremerhavener hebelte sie aus, Nicolas Appendino vollendete den Konter zum 3:0. Zwar verkürzte Varone dann in Unterzahl nach feiner Bewegung, aber während derselben Strafzeit fiel gleich das 4:1. Wieder hielt Haukeland nicht fest, wieder kümmerten sich seine Vorderleute nicht um den Nachschuss, diesmal durfte Markus Vikingstad abstauben. Was die zahlreichen DEG-Fans im vollen Gästeblock mit „Wir wollen euch kämpfen sehen“-Rufen quittierten. Einerseits verständlich, anderseits nur die halbe Wahrheit. Denn die DEG kämpfte durchaus, aber sie spielte halt katastrophal. 24:8 Torschüsse hatten die Statistiker nach den vielleicht schlechtesten 40 Minuten der DEG-Saison gezählt.

Erst danach wurde es besser. Im letzten Drittel zogen sich die Gastgeber zurück, da hatte die DEG ein Übergewicht und kam zu Chancen. Kohen Olischefski traf in Überzahl noch zum 2:4. Aber Jubel gab es im Gästeblock keinen mehr. Die DEG-Fans glaubten nicht mehr an die Wende. Und sollten recht behalten.