Miteinander in der Stadt Die Dachorganisation der Schwelmer Nachbarschaften feiert 70. Geburtstag

Schwelm · 1954 wurde „Dacho“ gegründet

Der Dacho-Vorstand (v.l.): Andreas Merken (Kassierer), Jochen Stobbe (Beisitzer), Enzo L. Caruso (Vorsitzender), Ute Zippmann (Fan-Shop), Jörg Brandenburg (Festzugleiter). Es fehlt Anna Göbel (Schriftführerin).

Der Dacho-Vorstand (v.l.): Andreas Merken (Kassierer), Jochen Stobbe (Beisitzer), Enzo L. Caruso (Vorsitzender), Ute Zippmann (Fan-Shop), Jörg Brandenburg (Festzugleiter). Es fehlt Anna Göbel (Schriftführerin).

Foto: Dacho

Vor 70 Jahren wurde der Opel Kapitän zu Deutschlands meistverkauftem Sechszylinder, Pixi-Kinderbücher gibt es seit 70 Jahren, ebenso „Das Wort zum Sonntag“. Viel wichtiger für Schwelm ist aber ein ganz anderes Jubiläum: Die Dacho – die Dachorganisation der Schwelmer Nachbarschaften – wird 70 Jahre alt. „Wir sind das Dach, unter dem alle 13 Nachbarschaften versammelt sind“, sagt der Dacho-Vorsitzende Enzo L. Caruso. „Wir kümmern uns um die gemeinsamen Belange, damit alle ihr Vereinsleben frei gestalten können.“

Im März 1954 fassten die Schwelmer Nachbarschaftsvereine den Beschluss zur Gründung einer Dachorganisation. Sie sollte die Nachbarschaften in ihrer eigenständigen Vereinsarbeit unterstützen und bei übergeordneten Aufgaben entlasten. Dieses Ziel verfolgt die Dacho noch heute. Seit 1954 werden die Heimatfestumzüge in der Regie der Dacho veranstaltet. Seit 1965 bewegt sich der große Heimatfestzug jeweils am ersten Sonntag im September durch Schwelm. „Kiek es do“ lautete das etwas erstaunt klingende Motto im Gründungsjahr. Die Gründungssatzung wurde von den Obernachbarn Wesselbaum, Döinghaus, Golde, Pathmann, Weinreich, Stumpe und Hoffmann am 1. April unterzeichnet. Aus heutiger Sicht kein Aprilscherz, sondern eine zukunftsweisende Entscheidung. Der Gründungsvorsitzende Ernst Winkelsträter leitete die Dacho bis 1960. Seine allererste Festschrift zum Heimatfest – Vorgängerin der heutigen Heimatfestzeitung – soll in nur einer Nacht entstanden sein. 1972 übernahm Siegfried Gemmeker von der Nachbarschaft Oehde das Amt des 1. Dacho-Vorsitzenden, das er bis zum Ende der 70er-Jahre innehatte.

Die Aufgaben der Dacho sind vielfältig

Bis heute besteht die Dacho aus einem gewählten Vorstand und den Obernachbarn der einzelnen Nachbarschaften. Bis 1981 war sie „der Kitt“ für zwölf Nachbarschaften, dann kam die neu gegründete Nachbarschaft Linderhausen als 13. hinzu. Bereits vor 70 Jahren wollte man in Schwelm das Miteinander der Nachbarschaften koordinieren. Heute kümmert sich die Dacho um Organisation und Koordinierung von Heimatfestabend und Heimatfestnachmittag. Auf der Kirmes betreibt sie ihren eigenen Bierstand, an dem Mitglieder der Nachbarschaften aktiv mitarbeiten. Vor einigen Jahren ist ein Fanshop mit aktuellen und beliebten Fan-Artikeln hinzugekommen. Die Siegerehrung nach dem Festzug und viele weitere Aufgaben organisiert und moderiert die Dacho alljährlich. Die Pflege der Sponsoren sowie Verwaltung und gerechte Verteilung von Spendengeldern und Einnahmen obliegen ebenfalls der Dacho.

Viele und besonders wichtige Aufgaben hat die Dacho rund um den Heimatfestzug, der in diesem Jahr am 1. September ab 13 Uhr durch Schwelms Straßen ziehen wird. Heute hat sie mehr Aufgaben und mehr Verantwortung denn je, denn Sicherheit ist ein immer wichtiger werdendes Thema. Für den Heimatfestzug muss ein umfassendes Sicherheitskonzept erarbeitet werden. Seit 1954 hat die Dacho einen Festzugleiter, der von der Anmeldung bis zur Siegerehrung so ziemlich alles rund um den Heimatfestzug organisiert. „Sicherheit hat oberste Priorität“, sagt der aktuelle Festzugleiter Jörg Brandenburg, der auch dem 2021 gegründeten „Arbeitskreis Heimatfestumzug“ angehört. Lange vor dem Heimatfest stellt er bei der Stadt einen Antrag auf Genehmigung des Festzugs und nimmt an Sicherheitskonferenzen mit Ordnungsamt, Polizei und THW teil. Die Dacho hat – in enger Zusammenarbeit mit diesen Institutionen – die Verantwortung für den reibungslosen Ablauf des Heimatfestzugs. Alle 13 Nachbarschaften werden mündlich und schriftlich unterwiesen, sie stellen Kuriere und „Radengel“, die für Sicherheit rund um die Festzugbeiträge sorgen müssen. Unter Regie von Jürgen Kuss, von 1999 bis 2009 Dacho-Vorsitzender, fand 2001 der erste Historische Stadtrundgang statt. Seine Nachfolgerin Christiane Sartor brachte den ökumenischen Heimatfestgottesdienst, der am Heimatfestsamstag stattfindet, auf den Weg.

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Veränderungen des nachbarschaftlichen Alltags stellten auch die Dacho vor große Herausforderungen. Eine Kirmes gab es 2020 nicht, der traditionelle Fassanstich fand in kleinem Rahmen in einem Garten statt und der Heimatfestzug wurde „klein und geheim“ mit Bollerwagen durchgeführt. Ein Interimsvorstand lenkte in dieser schwierigen Zeit die Geschicke der Dachorganisation. Die Vorsitzende gab den „Staffelstab“ an Enzo L. Caruso weiter, der 2021 von den Schwelmer Nachbarschaften zum Vorsitzenden der Dacho gewählt wurde.