Wilhelm Erfurt und Liviu Neagu-Gruber Diese zwei sind seit Beginn wichtige Akteure der Reihe „Martfeld Klassik“ in Schwelm

Schwelm · „Es gibt so viele Juwelen, die zu selten gespielt werden.“

Arm in Arm für die Musik: Wilhelm Erfurt (links) finanziert die Kammermusikreihe Martfeld Klassik, Liviu Neagu-Gruber ist Programmgestalter der Reihe und Primarius des Martfeld Quartetts. Die beiden schätzen einander sehr.

Foto: C. Eggert/Erfurt privat

Seit vielen Jahren erfreuen sich nicht nur Schwelmer an den Konzerten der beliebten Reihe „Martfeld Klassik“, die durch das großzügige Engagement des Schwelmer Ehrenbürgers Wilhelm Erfurt ermöglicht wird. Als Liebhaber von Kammermusik besuchte Erfurt vor vielen Jahren ein Konzert des „Martfeld Quartetts“ im Haus Martfeld. Die Musik - zusammen mit der Atmosphäre des Hauses - sprachen ihn sofort an. So kam er mit Andreas Weber und Liviu Neagu-Gruber in Kontakt.

Erfurt sagte Unterstützung zu

Der Cellist Weber hatte 1980 das „Martfeld Quartett“ gegründet, das seitdem mit einigen – vor allem altersbedingten Personalwechseln – für kammermusikalische Qualität steht. Die finanzielle Förderung der Kultur war in Schwelm nicht gut aufgestellt. Wilhelm Erfurt sagte deshalb dem Ensemble seine private Unterstützung zu. Aus der anfänglich sporadischen finanziellen Förderung ist eine Tradition geworden. Seit 2008 wird die Konzertreihe jährlich von Erfurt gesponsert. Es gab nur eine coronabedingte Pause in 2020/21. Die Förderung will Erfurt fortführen, die Saison 2025/26 hat er bereits zugesichert.

Darüber ist Liviu Neagu-Gruber, der künstlerische Leiter der Reihe und erste Violinist des Quartetts, sehr froh. Er ist Gründungsmitglied der Reihe „Martfeld Klassik“ und seit 2008 ihr Primarius. Gleich nachdem er Anfang 1991 sein Engagement beim Sinfonieorchester Wuppertal begonnen hatte, fragte ihn die damalige Konzertmeisterin Gabriela Ijac, ob er im Martfeld Quartett mitspielen wollte. Nach seiner Probezeit im Orchester wurde er 1992 Mitglied des Quartetts. An der Kammermusik liebt Neagu-Gruber besonders die Intensität und ihre „Wahrheitsmomente“. „Man kann sich nicht verstecken, alles ist pur und wahrhaftig. Erst nach längerer Zusammenarbeit kann man eine große Tiefe erreichen“, sagt der Musiker, der gern die klassische Königsdisziplin des Streichquartetts pflegt. „Es geht auch um Fleiß, Disziplin und den eigenen Anspruch“, erklärt er. „Wir versuchen immer, noch besser zu sein.“

Der Konzertraum im Haus Martfeld ist für ihn perfekt. „Man trifft sich hier mit Freunden der Kammermusik, spielt und spricht miteinander. Das ist top für diese Konzertreihe.“ Wilhelm Erfurt bestätigt das und nennt das Haus Martfeld „sein viertes Kind“. Seine Förderung für Gebäude und Ensemble begann schon in den 1970er Jahren. „Die Räume und die Umgebung bieten sich für kleine, feine Kunstveranstaltungen geradezu an und bilden für die Kammerkonzerte den idealen Rahmen“, sagt der 94- Jährige. Erfurt schätzt Liviu Neagu-Gruber als hervorragenden Künstler. „Dazu kommen sein besonderes Engagement bei der Programmgestaltung für die Konzertreihe, seine positive Ausstrahlung und sein spezieller Humor“, so Erfurt.

Bei der Programmgestaltung schafft der Primarius eine perfekte Verbindung von bekannten und weniger bekannten Werken bekannter und weniger bekannter Komponisten. „Es gibt so viele Juwelen, die zu selten gespielt werden“, sagt der erste Geiger des Martfeld Quartetts.

Jede Spielzeit von „Martfeld Klassik“ umfasst vier kammermusikalische Konzerte, die hauptsächlich von Musikern des Sinfonieorchesters Wuppertal dargeboten werden. Axel Hess spielt seit 1999 die zweite Geige im Quartett, der junge Cellist Joël Wöpke ist seit 2023 dabei. „Wir fühlen uns unserem Mäzen, seiner Güte und seiner Bescheidenheit verpflichtet, so zu spielen, wie er es sich wünscht“, sagt Liviu Neagu-Gruber. Das nächste Konzert am kommenden Sonntag wird er mit seinen Kollegen im Streichsextett präsentieren. Unter dem Titel „Reiselust“ spielen sie ein Werk von Mozart, der sein Leben lang auf Reisen war, und von Tschaikowsky, der in seinem Sextett „Souvenir de Florence“ italienische und russische Klänge verbindet. Aus Neagu-Grubers Geburtsland Rumänien stammt George Enescu, der seine „Rumänische Rhapsodie Op. 11 Nr. 1“ für großes Orchester geschrieben hat. „Gespielt von einem Sextett ist das eine deutsche Uraufführung“, freut sich Neagu-Gruber auf das musikalische Juwel.