Konzert Martfeld Quartett begeistert mit russischer Kammermusik in Schwelm

Schwelm · Für den Konzertabend in Schwelm hatte Liviu Neagu-Gruber eine facettenreiche Musikauswahl getroffen.

Es spielten: Liviu Neagu-Gruber (1. Geige), Axel Hess (2. Geige), Matthias Neumann (Bratsche) und Joël Wöpke (Cello) vom Sinfonieorchester Wuppertal.

Foto: Florian Schmidt

In der Reihe „Martfeld Klassik“ fand am Sonntag das erste Konzert des Jahres statt und das Martfeld Quartett begeisterte die zahlreich erschienenen Besucher mit erstklassiger Kammermusik russischer Komponisten.

Der russische Musikliebhaber Petrowitsch Belaieff (1836-1903), ein reicher Holzhändler und Musikmäzen, lud ab 1881 jeden Freitag zu Streichquartett-Abenden ein, an denen die bekanntesten Komponisten und Musiker St. Petersburgs teilnahmen. Für den Konzertabend in Schwelm hatte Liviu Neagu-Gruber, der musikalische Leiter der Reihe, den Titel „Les Vendredis – Die Freitage bei Belaieff“ gewählt und eine facettenreiche Musikauswahl getroffen. „Unser Mäzen, ohne den diese Konzerte nicht möglich wären, ist Wilhelm Erfurt“, erklärte Bürgermeister Stephan Langhard in seiner Begrüßung und dankte dem Schwelmer Ehrenbürger für dessen Engagement. Neagu-Gruber nannte daraufhin die Freitagskonzerte des russischen Mäzens kurzerhand in „Die Sonntage bei Erfurt“ um.

Das Streichquartett aus Liviu Neagu-Gruber (1. Geige) und seinen Kollegen Axel Hess (2. Geige), Matthias Neumann (Bratsche) und Joël Wöpke (Cello) vom Sinfonieorchester Wuppertal, zeigte ein souveränes Zusammenspiel. Das erste Werk, eine kraftvoll-fröhliche Polka aus der Notensammlung „Les Vendredis“ hatten die russischen Komponisten Alexsander Glasunow, Anatoly Ljadow und Nikolaj Sokolow gemeinsam für Belaieff geschrieben. Tänzerisch beschwingte, folkloristische Elemente wechseln mit stark akzentuierten Takten, Joël Wöpke lässt sein Cello wunderschön singen, nach flottem Pizzicato setzen die vier Instrumente mit feinen Melodien eigene Akzente. Die Bratsche beginnt und gibt oft den Ton an. Der Grund ist wohl, dass Belaieff selbst hervorragend Bratsche spielte. Um ihn herum entstand ein Kreis von Komponisten, der sich regelmäßig mit neuen Werken in seinem Haus traf, der Gastgeber spielte selbst mit. Zu seinem 50. Geburtstag komponierten Rimski-Korsakow, Borodin, Glasunow und Ljadow gemeinsam ein Streichquartett über die Tonfolge „B-La-F“, die musikalisch den Namen des Mäzens wiedergibt.

Klangschöne Melodiebögen und rasantes Tempo

Neagu-Gruber spielt die Töne auf seiner Geige vor, es folgt ein fulminantes Werk aus vier Sätzen, jeder geschrieben von einem berühmten russischen Komponisten. Wieder beginnt Matthias Neumann mit der Bratsche, die anderen Streicher folgen ihm in den sehr gesanglichen Satz von Rimsky-Korsakoff, der beinahe vor Temperament überschäumt. Mit großen, klangschönen Melodienbögen und rasantem Tempo strahlt der Satz von Ljadow quirlige Lebensfreude aus, dann lässt Borodins Satz die Bratsche in tiefen, wärmsten Klängen beginnen. Im Verlauf sind immer wieder neue Farben zu hören und es klingt beinahe so spannend wie ein Krimi. Mit dem Satz von Glasunow endet das Werk kraftvoll und dynamisch. „So lange kann man sich mit drei Noten beschäftigen“, nimmt Neagu-Gruber abschließend mit einem Augenzwinkern Bezug auf die Tonfolge „B-La-F“. Das gemeinschaftliche Geburtstagsgeschenk der vier Komponisten ist auch für heutige Zuhörer beglückend. Es folgt ein zärtlich-fröhliches Allegro in B-Dur von Rimsky-Korsakow, bei dem Neagu-Gruber die anspruchsvollen Partien der 1. Geige virtuos bewältigt. Ob bei einer lieblichen Mazurka von Ljadow, einer leichtfüßigen Polka von Kopylow, einer sehr bewegten romantischen Serenade des wenig bekannten Artchibouchev oder anderen bezaubernden russischen Miniaturen, das Martfeld Quartett zeichnet sich durch ein harmonisches Klangbild sowohl mit samtiger Tiefe als auch mit großer Brillanz aus.

In Pausengesprächen äußert sich das Publikum begeistert über die großartige Kammermusik mit gefühlvollem, berührenden Spiel und technischer Perfektion. In einem ungarisch anmutenden Werk von Glasunow erklingen die Geigen besonders einschmeichelnd, in seinem nächsten Werk können Cello, Geigen und Bratsche noch einmal gefühlvoll singen. Dann gibt es nach zweistündigem Musikgenuss riesengroßen Beifall vom Publikum.