Klavier-Festival Ruhr Musiker Lukas Sternath spielt sich im Ibach-Haus in Schwelm mit Schubert in die Herzen der Konzertbesucher

Schwelm · Wenn der rote Flügel vor dem Schwelmer Ibach-Haus steht, ist das ein sicheres Zeichen, dass dort ein Konzert des Klavier-Festivals Ruhr stattfindet. Ein Grundgedanke des Festivals ist, sowohl „Living Legends“ als auch „Rising Stars“ zu präsentieren.

Lukas Sternath präsentierte Werke von Schubert.

Foto: Andreas Fischer

Nach dem Debüt des 2001 in Wien geborenen Lukas Sternath, Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs 2022 und vieler weiterer Wettbewerbe, kann man diesen sicherlich zu den aufstrebenden Stars zählen. Sternath spielte sich in Schwelm mit Spätwerken von Schubert, Brahms und Prokofjew mühelos in die Herzen der Konzertbesucher.

Bis zu seinem Auftritt musste sich der Pianist noch etwas gedulden, denn zuvor dankten Hans Joachim Vits und Ulrike Brux dem Intendanten des Festivals, Franz Xaver Ohnesorg, für zwölf Jahre gute Zusammenarbeit und 25 wunderbare, außergewöhnliche Konzerte in Schwelm, bei denen der Intendant stets anwesend war. Nach 28 Jahren an der Spitze des Klavier-Festivals Ruhr übergibt Ohnesorg in diesem Jahr das Amt an Katrin Zagrosek. Er hat das Festival zu dem gemacht, was es heute ist.

In diesem Jahr traten 79 Pianisten und 14 Ensembles in 22 Städten und 68 Veranstaltungen auf. Als Eigentümer des Ibach-Hauses freute sich Hans Joachim Vits, dass in dem Gebäude der ältesten Klavierfabrik das Pianisten-Festival gastiert. Sein Mieter, das Leo Theater, stellt nun Räume und Catering bereit. Franz Xaver Ohnesorg dankte wiederum Ulrike Brux, durch deren Initiative das Festival nach Schwelm kam. Vor 14 Jahren unterbreitete sie dem Intendanten die Idee, der inspizierte die Räumlichkeiten kritisch, war vom Ibach-Haus begeistert und sagte zu.

Dann mussten Sponsoren gefunden werden, denn das 1988 gegründete, weltweit größte Pianistentreffen ist ein komplett privat finanziertes Festival. Mit viel Energie und ihrer Sponsoren-Initiative fand Ulrike Brux stets Unterstützer für die Konzerte in Schwelm. Für dieses Konzert dankte sie der Sparkasse, der AVU, der Vermögensverwaltung Vits und dem Ennepe-Ruhr-Kreis. „Der größte Dank aber gebührt Ihnen allen“, sagte Professor Franz Xaver Ohnesorg zum Publikum gewandt.

Mit zwei Werken von Franz Schubert (1797-1828) nahm Lukas Sternath den Schubert-Schwerpunkt des diesjährigen Festivals auf. Er gestaltete das kleine Allegretto in c-moll D 915 so hochkonzentriert und zart akzentuiert, dass im Publikum Stille herrschte.

Schubert starb 1828 mit nur 31 Jahren. Seine Werke aus dieser Zeit sind voller Schönheit und Lebendigkeit, aber auch voller Trauer und Todesangst. Bei Schuberts Sonate in c-moll D 958 ließ Sternath technisch brillant mit spielerischer Leichtigkeit die Finger über die Tasten gleiten. Zarteste Töne wirkten wie hingehaucht, mit großer Hingabe bemühte er sich um eine adäquate Interpretation. Um die Tiefe und Tragik dieser Sonate auszuloten, fehlt es dem sehr jungen Pianisten jedoch noch an Lebenserfahrungen. Ein wenig zu glatt bewegte er sich durch die vier Sätze.

Nach der Pause präsentierte Lukas Sternath, der an der Hochschule für Musik in Hannover in der Klasse von Igor Levit studiert, Johannes Brahms‘ Sechs Klavierstücke op. 118. Erneut technisch perfekt, konnte er durch die größere stilistische Vielfalt dieser kleinen Stücke zeigen, dass viel Potenzial in ihm steckt.

Den Höhepunkt des Konzerts bildete die Sonate Nr. 7 in B-Dur von Sergej Prokofjew (1891-1953). Der Pianist spielte sehr lebendig und mit kraftvollerem Anschlag. Rasche Tempowechsel, die spezielle Rhythmik und klare Akzentuierungen gelangen ihm ebenso glänzend wie das abschließende „Precipitato“, das er kraftvoll und vehement gestaltete. Dem begeistert applaudierenden Publikum schenkte Lukas Sternath zwei Zugaben von Johannes Brahms und Federico Mompou.