Ermittlungen Schwere Misswirtschaft? Köln-Bonner Airport-Chef beurlaubt
Köln/Bonn. Michael Garvens, Chef des Flughafens Köln-Bonn, ist beurlaubt worden. Das hat der Aufsichtsrat unter Leitung des ehemaligen Bundesverkehrsministers Kurt Bodewig (SPD) nach stundenlanger Sitzung am Freitagabend entschieden.
Grund: Garvens soll seinen Arbeitgeber massiv geschädigt haben. Der Manager bestreitet die Vorwürfe. Die Düsseldorfer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young und die Kölner Anwaltskanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek schreiben in einem Untersuchungsbericht für den Aufsichtsrat von „Indizien für schwerwiegende Pflichtverletzungen“.
Laut Bericht soll der Flughafen einer Cargofirma zu viel Geld für angemietete Flächen gezahlt haben. Zudem habe Garvens dem Unternehmen Rechnungen ohne erkennbare Leistungen beglichen. Angeblich beläuft sich der Schaden für den Airport auf mehr als eine Million Euro. Die Prüfung der Vorwürfe sei noch nicht abgeschlossen, teilte Bodewig mit. Die Beurlaubung Garvens’ gilt zunächst bis zum 15. Dezember. Dann trifft sich der Aufsichtsrat erneut.
Angestoßen wurde der Untersuchungsbericht von Bodewig, der seit April 2016 Chef des Aufsichtsrates ist. Mitarbeiter des Flughafens sollen sich mit den Vorwürfen gegen Garvens an ihn gewandt haben. Das Verhältnis zwischen Bodewig und Garvens, der den Airport Köln-Bonn seit 2003 leitet, gilt seit längerer Zeit als sehr angespannt.
Der Betriebsrat des Flughafens stellt sich unterdessen vor Garvens. „Eine Beschädigung oder gar Abberufung unserer Geschäftsführung ist für den Betriebsrat nicht hinnehmbar“, heißt es in einem Schreiben des Betriebsratsvorsitzenden Georg Melchers an den Aufsichtsrat.
Am Dienstag hatte die schwarz-gelbe Landesregierung Bodewig aufgefordert, sein Mandat niederzulegen. Den Vorsitz im Aufsichtsrat soll stattdessen der ehemalige CDU-Politiker Friedrich Merz übernehmen. Das Land NRW ist mit rund 30 Prozent am Flughafen Köln-Bonn beteiligt.
Die Frage unserer Zeitung, ob es eine Verbindung zwischen den Vorwürfen gegen Garvens und dem Personalwechsel im Aufsichtsrat gebe, beantwortete ein Sprecher der Landesregierung nur indirekt. Solche Neubesetzungen seien nach einem Regierungswechsel geübte Praxis, hieß es. „Sofern es zu strafbaren Handlungen oder Unterlassungen gekommen sein sollte, sind die Strafverfolgungsbehörden zu informieren“, so der Sprecher. Die Grünen wollen, dass sich der Landtag nächste Woche in einer Aktuellen Stunde mit Thema beschäftigt. Die Vorwürfe gegen die Geschäftsleitung des Flughafens seien gravierend und die Abberufung des aktuellen Aufsichtsratsvorsitzenden „mindestens pikant“, so Fraktionschef Arndt Klocke. „Die Landesregierung muss alle Zweifel ausräumen, dass mit der Personalie Merz eine transparente Aufklärung verhindert werden soll.“