Analyse Sommerhitze freut Badefreunde und stresst die Natur

Wuppertal · Die Freibäder in Wuppertal sind ausgebucht, doch die Natur leidet unter der Trockenheit.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Sommerferien laufen zum Endspurt zur Hochform auf: Das Wochenende verspricht Sonne satt bei Temperaturen weit über 30 Grad. Kein Wunder, dass bei den Freibädern, für die vorab Tickets gebucht werden müssen, bereits am Freitag alle Plätze fürs Wochenende vergeben sind. Für die Natur bedeutet das heiße Wetter aber Stress.

Leonore Gärtner ist als Försterin für das Arboretum im Burgholz verantwortlich. Die aktuelle Hitzewelle löst bei ihr große Sorgen nicht nur um die durch Trockenheit gefährdeten Bäume, sondern auch wegen der erhöhten Waldbrandgefahr aus. „Es gilt ein absolutes Rauchverbot seit März, und Grillen im Wald ist ebenfalls verboten“, betont sie. „Der Wald hätte einige verregnete Monate dringend nötig gehabt. Temperaturen von über 30 Grad kommen jetzt als Belastung noch oben drauf“, sagt sie.

Nadelbäume seien am stärksten betroffen, auch die alten Buchen litten sehr. Selbst den Mammutbäumen im Burgholz macht der Klimawandel zu schaffen. „Trockene, heiße Sommer können sie verkraften, aber es fehlt ihnen der Schnee und die Feuchtigkeit im Winter.“ Für das Stadtklima seien die großen Wälder wie  Burgholz als kühlender Faktor von großer Bedeutung. Auf den Stellenwert von Frischluftflächen bei zunehmenden Hitzeperioden hat 2017 eine Studie der städtischen Koordinierungsstelle Klimaschutz hingewiesen.

Annette Berendes, Leiterin des Ressorts Grünflächen und Forsten, bestätigt, dass im Wald die Folgen der letzten Hitzejahre deutlich zu sehen sind: „Bäume sterben“, sagt sie. Nachpflanzungen sollen Verluste ausgleichen, in diesem Jahr wollen sie 30 000 Bäume pflanzen. Aber Jungbäume würden bereits knapp auf dem Markt.

Den Straßenbäumen in der Stadt können Stadtmitarbeiter mit Wasser helfen. Mindestens  jeden zweiten Tag sind sie mit Tankwagen unterwegs, befüllen auch die Wassersäcke an jungen Bäumen. Diese Methode, die sie seit 2018 anwenden, habe sich bewährt: „Das Wasser tropft langsam, da geht kein Wasser verloren“, so Annette Berendes. Noch hätten sie auch nicht die Feuerwehr um Hilfe gebeten – die hatte 2018 und 2019 Bäume zusätzlich mit Wasser versorgt: „Wir warten mal nächste Woche ab.“

Bei den Grünanlagen sorgt sie sich vor allem wegen der Vermüllung. In der Coronazeit hätten wesentlich mehr Leute die Anlagen besucht. „Das freut uns natürlich“, sagt sie. Habe aber den Effekt, dass sich mehr Müll ansammle. „Im Deweerthschen Garten waren vergangenen Samstag zwei Männer vier Stunden lang mit der Reinigung der Reste von Freitag beschäftigt.“ Eindämmen sollen das Problem bald weitere Mülleimer.

Der Wupperverband sorgt bei dem aktuellen Wetter dafür, dass die Wupper nicht austrocknet, und lässt mehr Wasser aus den Talsperren in den Fluss. Der sollte immer einen Wasserstand von 19 Zentimetern am Pegel Kluse haben, damit keine Fische verenden, erklärt Sprecherin Susanne Fischer. Im Durchschnitt liegt der Stand bei 31 Zentimeter. Die Wuppertalsperre ist derzeit nur noch zu 41 Prozent gefüllt. „Wenn es wieder regnet, füllt sie sich auch schnell wieder“, versichert Susanne Fischer. Talsperren könnten derzeit ihren Nutzen unter Beweis stellen.

Gelassen begegnen der Hitze die meisten Tiere im Zoo, sagt Andreas Haeser-Kalthoff vom Zoo-Verein: „Die reagieren wie wir: Sie werden inaktiv, legen sich in den Schatten.“ Daher sei wichtig, dass sie Möglichkeit zum Rückzug und genug Wasser haben. Wer den schattigen Wegen des Zoos einen Besuch abstatten will, kann das tun. Tickets, die ebenfalls online gebucht werden müssen, sind fürs Wochenende noch zu haben.