SPNV-Qualitätsbericht zeigt Mängel auf Bahn-Verspätungen und Ausfälle nehmen weiter zu
Haan/Hilden · Baustellen und Personalmangel: Viele Züge kommen zu spät, andere fallen ganz aus. Die Probleme spitzten sich im vergangenen Jahr weiter zu. Ab 2026 dürften vor allem zwischen Gruiten und Düsseldorf gute Nerven gefragt sein.
Wer mit der Bahn unterwegs ist, braucht Zeit und gute Nerven. Das wissen seit der Fußball-Europameisterschaft nicht nur wir Deutschen, sondern auch viele Fans der Teilnehmerländer, allen voran die Engländer, die nach einem Vorrundenspiel in Gelsenkirchen die Schönheit des dortigen Hauptbahnhofes in vollen Zügen genießen durften, stundenlange Wartezeiten inklusive.
Der SPNV-Qualitätsbericht stellt den Zustand des Schienenpersonennahverkehrs – dafür steht die Abkürzung – dar. Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr titelte nach dessen Veröffentlichung: „Baustellen, marode Infrastruktur und Personalmangel beeinträchtigen Regionalverkehr.“ Und diese Beeinträchtigungen sind auch auf den Strecken in Hilden und Haan spürbar.
Der verbesserungswürdige Zustand der vier Bahnhöfe in Hilden und Haan ist seit dem Stationsbericht vom Frühjahr bekannt. So monierte ein Bahnfahrer, dass die Modernisierung des Bahnhofes Hilden seit Monaten nicht vorankommt. Er schreibt: „Noch immer gibt es keine Sitzgelegenheit für wartende Gehbehinderte auf dem Bahnsteig.“
Der Grund: Ende vergangenen Jahres konnte der Umbau am Bahnhof nicht planmäßig abgeschlossen werden. Einen Termin für die Fortsetzung der Arbeiten kann die Bahn jedoch nicht nennen. Nicht auszuschließen sei, dass auf der Baustelle in diesem Jahr gar nicht mehr gearbeitet werde. Für die Baumaßnahme müssten Gleise gesperrt werden. Ein Bahnsprecher erklärte dazu bereits im April: „Aktuell laufen Abstimmungen, um weitere Gleissperrungen festzulegen. Wann diese sein können, ist noch unklar. Die Gleissperrungen müssen mit den regionalen, bundesweiten und internationalen Eisenbahnverkehren in Einklang gebracht werden.“ Die fast wortgleiche Antwort hatte ein Bahnsprecher übrigens bereits im Januar gegeben.
Auf den Strecken gibt es zumindest eine gute Nachricht: Auf dem Abschnitt zwischen Hilden und Immigrath verlieren Züge derzeit noch Zeit, weil sie statt der normalerweise erlaubten 120 Stundenkilometer nur 80 fahren dürfen, und das schon seit Oktober 2022. Hier ist ein Bahnübergang nicht vollumfänglich in Betrieb. Vorbehaltlich einer noch ausstehenden Materiallieferung könnte das Problem vielleicht bald behoben werden, macht der SPNV-Qualitätsbericht Bahnreisenden zumindest hier Hoffnung.
Dafür muss man sich in Haan auf weitere Einschränkungen einstellen. Ab Februar 2026 soll die Strecke zwischen Köln-Mülheim und dem Hauptbahnhof in Hagen, ein sogenannter Hochleistungskorridor, generalsaniert werden.
Sperrung der Strecke für
mehr als fünf Monate
Es komme zu einer dauerhaften Sperrung der Fernbahn für eine Dauer von mehr als fünf Monaten, kündigt der Bericht an. Gearbeitet wird während der Sperrung an Gleisen, Leitungen, Bahnübergängen und Brücken. Im Bericht steht: „Es ist davon auszugehen, dass während der Bauzeit der Nahverkehr nicht nur auf der gesperrten Strecke selbst beeinträchtigt ist, auch Fahrten auf benachbarten Strecken könnten zum Teil ausfallen, wenn die Trassen hier durch die Umleitung des Fernverkehrs und des Güterverkehrs belegt sind.“ Klar ist, dass von dieser Maßnahme auch die anliegende Verbindung von Haan-Gruiten nach Düsseldorf-Gerresheim betroffen sein wird.
Wer mit der Bahn in Nordrhein-Westfalen unterwegs ist, wird sich aber auch über die nächsten zwei Jahre hinaus auf Einschränkungen einstellen müssen. Grundlegend kommt der Bericht zu der Einschätzung, dass das Eisenbahnnetz in unserem Bundesland vielerorts veraltet und damit störungsanfällig ist. Zudem sei das Verkehrsaufkommen schlichtweg zu hoch. Züge würden sich dadurch gegenseitig behindern und eine hohe Zahl an Baustellen verschärfe das Problem zusätzlich. Ein weiterer Faktor sei der Mangel an Fachkräften. Personalausfälle durch Krankheit und Streik hätten im vergangenen Jahr verstärkt zu Zugausfällen geführt.
Wie schlecht es um den Eisenbahnverkehr in NRW steht, dokumentieren folgende Zahlen. Zugausfälle werden in Kilometern gerechnet. Insgesamt summierten diese sich im vergangenen Jahr auf eine Distanz von 16,3 Millionen Kilometern. Gegenüber dem Jahr 2019 (6,4 Millionen) ist das eine Verdoppelung. In den Jahren 2020 bis 2022 bewegten sich die Werte bei 12 bis 13 Millionen Kilometern.