1 195 Sprockhöveler gelten als arm
Sprockhövel/EN-Kreis. „Arm ist, wer abhängig von staatlicher Unterstützung ist“, beschreibt Hans-Joachim Boschek, Fachbereichsleiter des Ennepe-Ruhr-Kreises, die Grundlage des jetzt vorgelegten zweiten Armutsberichtes der Kreisverwaltung.
Als staatliche Unterstützung zählen das Arbeitslosengeld II, Zahlungen der Grundsicherung und Hilfe zum Lebensunterhalt sowie Leistungen nach dem Asylbewerbergesetz.
Wie der Kreis ermittelt hat, sind nach dieser Systematik 1195 Menschen in Sprockhövel als arm zu bezeichnen. Das entspricht einem Anteil von 4,8 Prozent der Bevölkerung. Kinder sind nach den auswertbaren Zahlen von Armut besonders betroffen. 251 Kinder leben von staatlicher Unterstützung, hat der Fachbereich gezählt. Das entspricht einem Anteil von 8,1 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren.
Mit diesen Zahlen steht Sprockhövel im Vergleich mit den anderen kreisangehörigen Städten, dem Kreis und dem Land gut da. Lediglich in Breckerfeld mit 4,1 Prozent aller Bürger und 6,6 Prozent der Kinder sind die Werte besser. Mit einer Armutsquote von 9,4 Prozent liegt der EN-Kreis unter dem nordrhein-westfälischen Landesdurchschnitt von 10,5 Prozent, aber über dem Bundesdurchschnitt von 8,8 Prozent.
Der größte Anteil der armen Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis — 25 879 von insgesamt 30 783 Menschen — lebt von der Unterstützung durch das Jobcenter EN. 5 100 von ihnen sind sogenannte Aufstocker, also Arbeitnehmer, die trotz eines Einkommens Anspruch auf Arbeitslosengeld haben.
Als Manko des Armutsberichtes hat der Kreis erkannt, dass alle diejenigen, deren Einkommen auch nur geringfügig über den zulässigen Beträgen für eine staatliche Unterstützung liegen oder die durch hohe Schulden belastet sind, bei der Ermittlung der Werte unberücksichtigt bleiben.
Als weitere Erkenntnis ergibt der Bericht: Die Altersarmut nimmt zu. Zwischen 2007 und 2012 ist die Quote der betroffenen 65-Jährigen von 2,2 auf 2,7 Prozent gestiegen. Erstmals liefert der Bericht auch Informationen über Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit. Sie haben nach Angaben des Kreises mit 23,3 Prozent ein dreimal höheres Armutsrisiko als Menschen mit deutschem Pass (8,1 Prozent). Red