Chorgemeinschaft Sprockhövel kämpft um ihr Überleben
Sänger sehen wegen des hohen Altersdurchschnitts die Zukunft ihres Vereins in Gefahr.
Niedersprockhövel. Das mit knapp über 70 Jahren hohe Durchschnittsalter der Sänger, fehlender Nachwuchs, sinkende Besucherzahlen bei den Konzerten: Auch bei der Chorgemeinschaft Sprockhövel blickt man mit Sorge in die Zukunft. „Wie machen wir weiter?“ „Wird es uns gelingen, unser Publikum an uns zu binden?“ Mit diesen Worten leitete Klaus Jost, der erste Vorsitzende der Chorgemeinschaft Sprockhövel am Mittwochabend einen „Themenabend“ im Forum Börgersbruch ein, zu dem der Chor eingeladen hatte. Angesichts des allerorten zu beobachtenden Chorsterbens war es schon ein Hilferuf, den der Vorsitzende an die Gäste richtete.
In einer 50-minütigen Ansprache berichtete Jost über erfreuliche, aber auch nachdenklich stimmende Interna des Chores. So habe man im Jahr 2009 noch leicht 300 Eintrittskarten für ein Konzert verkaufen können, 2013 seien es gerade einmal 152 Karten gewesen. „Da fängt man an nachzudenken“, sagte Jost und verwies darauf, dass Konzerte auch und gerade dazu dienen, das Geld aufzubringen, mit dem der Chorleiter honoriert werde. „Wie sollen wir den Chorleiter in drei Jahren bezahlen?“, sei eine Frage, der sich der Vorstand mit Blick auf den Kassenstand stellen müsse.
Diesen Problemen gegenüber stehen aber auch erfreuliche Nachrichten. So bestehe der Chor immer noch aus 29 aktiven Sängern, von denen auch etwa 26 regelmäßig zur Probe kommen. „Wir sind fast der einzige klassische Männerchor in Sprockhövel und der näheren Umgebung“, sagt Jost nicht ohne Stolz.
Für die bevorstehenden Jahre wünschen sich die Sänger: „Wir möchten noch fünf bis acht Jahre in der Musikszene mit einem klassischen Programm mitmischen.“ Bis dahin will man auch durch anspruchsvolle Konzertprogramme für Besucher attraktiv sein.
„Danach wird es keinen Männerchor mehr geben“, lautet darüber hinaus die pessimistische Prognose von Klaus Jost mit Blick auf das Durchschnittsalter der Sänger. Aus seiner Sicht werden nur Chöre mit modernem Liedgut wachsen. Das komme aber für die Chorgemeinschaft nicht in Betracht. Wenn der Chor einmal aufhöre, sollen die Menschen „Schade“ sagen, laute der Wunsch der Sänger.
Bis dahin hofft der Vorstand auf Verstärkung, beispielsweise durch ehemals aktive Sänger, die nach ihrer Pensionierung wieder Zeit für einen Chor haben.
In der Planungsphase für das Jahreskonzert 2014 habe der Vorstand sich vorgenommen: „Wir fragen einmal die Bürger, was sie wollen“. berichtete Jost. Bei seinem Ausblick auf die nächsten Konzerte nahm er das Ergebnis dann aber schon vorweg. Demnach soll im November ein Konzert mit dem bekannten Tenor Stefan Lex und dessen Frau Sigrid Althoff stattfinden.
Angesichts der Fülle an Informationen und Bewertungen hielten sich die Gäste des Themenabends mit Vorschlägen dann eher zurück. Man werde so leicht niemanden für eine Mitwirkung im Chor gewinnen, hieß es. Eine zweite Anregung betraf die Einbindung der städtischen Musikschule in ein Konzert.