Ausbildungsmarkt: Chance auf Lehrstelle steigt

Ende Juni meldete die Agentur für Arbeit noch 2155 Bewerber und 722 offene Stellen – mehr als im letzten Jahr.

Ennepe-Ruhr. Der Endspurt um die Lehrstellen zum neuen Ausbildungsjahr 2010 läuft auf Hochtouren. Wer jetzt noch keine Ausbildungsstelle hat, muss die Hoffnung darauf allerdings nicht aufgeben. 722 unbesetzte Ausbildungstellen meldete die Agentur für Arbeit für Ende Juni noch im Ennepe-Ruhr-Kreis und in Hagen, 138 mehr als vor einem Jahr. Dem stehen noch 2155 unversorgte Bewerber gegenüber (Vorjahr: 2249).

Insgesamt scheint die Bereitschaft der Firmen auszubilden nach dem Krisenjahr 2009 wieder größer geworden zu sein. Dass es noch vergleichsweise viele offene Stellen gibt, begründet Werner Waßmuth, Teamleiter Ausbildung bei der Agentur für Arbeit in Hagen, vor allem damit, dass sich viele kleinere und mittlere Firmen erst kurzfristig entschieden hätten, doch auszubilden. "Viele haben erst die wirtschaftliche Situation abgewartet, und die scheint sich zu bessern", sagt er.

Mit insgesamt 2167 Ausbildungsplatzangeboten liegt das Niveau für dieses Ausbildungsjahr allerdings nur um etwa vier Prozent über dem des Vorjahres. Gleichzeitig gab es mit 5326 seit Jahresbeginn ein Plus bei den Bewerbern um fast 8Prozent. Das begründet Waßmuth vor allem damit, dass nun auch bisher über die JobAgentur betreute Bewerber erstmals zur Gesamtstatistik hinzugezählt wurden.

Mit 43,6 Prozent ist die Quote der Bewerber, die ihren Abschluss in diesem Jahr gemacht haben, höher als im vergangenen Jahr. Bei den Berufsabschlüssen der Bewerber dominieren Realschul- (37,2 Prozent), vor Hauptschulabschluss (26,4), Fachhochschulreife (16) und Abitur (9,3).

Der Einfluss der verbesserten wirtschaftlichen Situation auf die Ausbildung spiegelt sich teilweise auch in Sprockhöveler Ausbildungsbetrieben. Beim Räderspezialisten Wicke in Herzkamp werden zum 1. August wie fast immer zwei Kaufleute und zwei Industriemechaniker ihre Ausbildung beginnen. Zusätzlich werden diesmal aber noch zwei Produktionsfachkräfte Chemie aufgenommen. "Wir hatten dieses Jahr sehr gute Bewerber und keine Probleme, die Stellen besetzen zu können", sagte Ausbildungs-chef Peter Steinmann.

Bei Hauhinco-Tiefenbach, Spezialist für Hydraulik-Maschinen und Signaltechnik, ist dagegen von zwei Industriemechaniker-Ausbildungsstellen und einer für einen Zerspanungsmechaniker bisher erst eine fest besetzt. "Es kommen jetzt noch Bewerbungen von Schülern, die gerade ihren Abschluss gemacht haben. Das warten wir noch ab, in der Hoffnung, dass da noch gute dabei sind", sagt Ausbildungschefin Katrin Zimmermann. Von der konjunkturellen Entwicklung mache man das nicht abhängig.

Das sieht bei Etikettenspezialist Avery Dennison an der Kleinbeckstraße etwas anders aus. "Nach unserer Umstrukturierung im vergangenen Jahr waren wir sehr spät dran", sagt die Ausbildungsbeauftragte Ulrike Stark. Doch nachdem sich eine Verbesserung der wirtschaftliche Situation abzeichne, habe man sich entschieden, zwei Industriekaufleute auszubilden.

Im Vorjahr, als man noch mitten in der Umstrukturierung mit Schließung der Produktion stand, habe man nur einen eingestellt und den auch mit dem Hinweis, dass es keine Garantie für ihn gebe, die Ausbildung im Betrieb auch abschließen zu können. Inzwischen sei klar: "Er kann."