Berufsfeuerwehr Sprockhövel? Die Bezirksregierung prüft
Die Leistungen der Freiwilligen Feuerwehr werden jährlich kontrolliert.
Sprockhövel. Bürgermeister Klaus Walterscheid hat es in seiner Jahresvorschau bereits erwähnt: Eines der wichtigsten Themen wird im Laufe der kommenden Monate sein, ob die Freiwillige Feuerwehr der Stadt auch weiterhin mit einer Ausnahmegenehmigung der Bezirksregierung in Arnsberg auch ohne hauptamtliche Kräfte den Schutz der Bevölkerung sicherstellen darf. Ende Juli läuft diese Genehmigung aus, die für die Stadt nicht nur in Sicherheitsaspekten, sondern auch finanziell äußerst wichtig ist.
Sollte die Bezirksregierung die Genehmigung versagen, müsste die Stadt hauptberufliche Feuerwehrleute für einen Mehrschichtbetrieb einstellen, die hohe Personalkosten verursachen würden. Kreisbrandmeister Rolf-Erich Rehm bezifferte diese Kosten während der Jahresdienstbesprechung in Anwesenheit von Ratspolitikern auf etwa 2,5 Millionen Euro pro Jahr. „Die Freiwilligen Feuerwehren entlasten die städtischen Haushalte seit mehr als 100 Jahren“, beschrieb er den Wert des ehrenamtlichen Brandschutzes.
Die Entscheidung über die Ausnahmegenehmigung wird im Sommer nach einem Gespräch zwischen der Bezirksregierung und den Verantwortlichen der Stadt fallen. Entscheidendes Kriterium für die Erteilung der Genehmigung ist die Frage, ob die Feuerwehr im Notfall mit ausreichend Personal schnell genug am Einsatzort eintrifft und Hilfe leistet.
Maßstab ist eine auf höherer Feuerwehrebene festgelegte Hilfsfrist, die besagt, dass eine Einsatzgruppe (neun Feuerwehrleute) bei einem definierten Brandereignis innerhalb von acht Minuten vor Ort sein soll. Wie ein Sprecher der Bezirksregierung betont, handelt es sich aber um eine Individualprüfung, bei der die besonderen Begebenheiten der Stadt berücksichtigt werden. So können sich Einsatzzeiten beispielsweise durch Straßenbaustellen verzögern.
Für die Bewertung liegen der Bezirksregierung auch Werte aus den Jahren 2009 bis 2011 vor. Im Jahr 2011 wurde die genannte Vorgabe in der Hälfte aller Einsatzfälle eingehalten. In den Jahren davor lagen die Werte besser, teilweise über 70 Prozent.
Daher geht die Bezirksregierung derzeit von einer sinkenden Tendenz aus und erwartet mit Spannung die Zahlen für das Jahr 2012. Prinzipiell werde die Ausnahmegenehmigung aber nicht von heute auf morgen verweigert, und es gebe einen Ermessensspielraum, betont ein Sprecher der Bezirksregierung. Wenn die Werte weiter im Bereich des Jahres 2011 liegen, werde man zunächst mit der Stadt einen Maßnahmekatalog erarbeiten. Erst wenn diese Maßnahmen nicht greifen, müsse die Ausnahmegenehmigung verweigert werden.
Stadtbrandmeister Christian Zittlau wies im Gespräch mit der WZ darauf hin, dass die statistischen Werte nur bedingt aussagekräftig seien. Ausschlaggebend für die Bewertung seien nur sogenannte „kritische Wohnungsbrände“. Alle anderen Fälle, in denen die Feuerwehr Menschen zu Hilfe eilt, werden nicht berücksichtigt. Angesichts der geringen Zahl der entsprechenden Einsätze in der Stadt sei die Datengrundlage klein.
Von 290 Einsätzen seien nur 21 in die Wertung eingeflossen. „Wenn wir dann bei fünf Einsätzen nur eine Minute zu spät vor Ort sind, sinkt die Quote schon auf 80 Prozent“, sagt Zittlau. Beispielsweise habe es im Winter einen Fall gegeben, in dem die Feuerwehrleute nachts vor der Fahrt zu ihrem Standort erst ihre Privatwagen enteisen mussten, was zu einer solchen Verzögerung geführt habe.
Außerdem habe es in der Vergangenheit Schwierigkeiten mit der Bedienung der Statusübertragung aus den Einsatzfahrzeugen gegeben. Dadurch seien Eintreffzeiten im Computersystem der Leitstelle falsch protokolliert worden.
Angesichts der Tatsache, dass die Werte für das Jahr 2012 wieder erkennbar besser seien als im Jahr davor, ist der Stadtbrandinspektor zuversichtlich, dass die Bezirksregierung die Ausnahmegenehmigung im Sommer verlängern wird.