Pandemie Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen bereiten Sorge

EN-Kreis. · In den Herdecker Heimen sind Wohnbereiche für Demenzkranke betroffen. Das Gesundheitsamt macht darüber hinaus Kitas und Schulen als Infektionsherde aus.

Die Bewohner in den Pflegeheimen, in denen Virus ausgebrochen ist, wurden am Mittwoch getestet.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Die Zahlen der Corona-Infizierten im Ennepe-Ruhr-Kreis bleiben hoch. Am Donnerstag gab es 2226 bestätigte Corona-Fälle. Die Zahl war innerhalb von 24 Stunden um 87 gestiegen. Mit einem Inzidenzwert von 152,72 gilt der Ennepe-Ruhr-Kreis weiterhin als Risikogebiet. Der Kreis reagiert auf die steigenden Infektionszahlen und hat am Mittwoch eine neue Allgemeinverfügung erlassen, in der die Gebiete festgelegt sind, in denen das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung vorgeschrieben ist. „Die Städte haben uns mitgeteilt, an welchen Stellen es schwierig ist, den Mindestabstand einzuhalten und wo es nötig ist, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen“, sagt Michael Schäfer, Leiter des Krisenstabs im Ennepe-Ruhr-Kreis. Der Kreis habe aber keinen Bereich ausgemacht, wo es besonders viele Ausbrüche gibt. „Falls es so einen Bereich gäbe, haben wir ein kurzes Zeitfenster, um mit einer Allgemeinverfügung zu reagieren“, sagt Schäfer.

Angesichts steigender Infektionszahlen rücken auch die Krankenhäuser wieder vermehrt in den Blick. Im Ennepe-Ruhr-Kreis gibt es 119 Intensivbetten. Davon sind derzeit 41 frei. „Das ist eine Auslastung von 65,5 Prozent“, sagt Astrid Hinterthür, Sozial- und Gesundheitsdezernentin und Leiterin des Krisenstabs. Im Vergleich zu den Krankenhäusern in NRW sei das gut. Hier beträgt die Auslastung 80 Prozent. „Wir arbeiten mit einem Ampelsystem. Das steht auf grün“, sagt Schäfer.

Mit Sorge beobachtet die Kreisverwaltung die nach wie vor großen Ausbrüche in zwei Herdecker Pflegeheimen. In den vergangenen drei Wochen sind in einem 15, in einem anderen fünf Bewohner verstorben. „In den Seniorenheimen waren Wohnbereiche für Demenzerkrankte betroffen“, sagt Hinterthür und erklärt, warum es schwierig ist, Menschen mit Demenz zu isolieren. „Die Patienten gelten medizinisch als ,Läufer’. Das heißt, sie suchen Kontakte und umarmen die Pfleger“, sagt sie. Es sei zudem schwer, ihnen zu vermitteln, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Das mache es schwer die Infektion zu stoppen.

Kitas, Schulen und Heime
als Infektionsherde

Der Kreis reagiert mit folgenden Maßnahmen: „Wir verhängen ein sofortiges Besuchs- und Belegungsverbot und isolieren einzelne Wohngruppen“, sagt Hinterthür. Auch das Pflegepersonal wird nur in einer Wohngruppe eingesetzt. Am Mittwoch wurden alle Bewohner und Mitarbeiter der beiden Einrichtungen auf Covid-19 getestet. Die Ergebnisse lagen bei Redaktionsschluss noch nicht vor. Aus ihnen kann abgeleitet werden, wie sich die Pandemie in den vergangenen sieben Tagen entwickelt hat.

Um die Corona-Pandemie einzudämmen, müssen alle mit Covid-19-Infizierten sowie Erstkontakte in häusliche Quarantäne. Insgesamt befanden sich am Donnerstag 2584 Personen im Kreis in Quarantäne. Das sind 143 mehr als am Mittwoch. „Wenn ein Kind positiv getestet wird, muss die gesamte Klasse in Quarantäne“, erklärt Astrid Hinterthür die hohe Zahl. Schulen mussten bisher noch nicht geschlossen werden. „Das ist aber ein Thema, das uns Sorgen macht“, sagt Michael Schäfer. Es gebe an 20 von 99 Schulen Infektionsausbrüche. „Das betrifft alle Schulformen in allen Städten“, sagt er. Gerade in Grundschulen sei es deshalb kontraproduktiv, dass der Mund-Nasen-Schutz nicht getragen werden müsse.

Deshalb will der Ennepe-Ruhr-Kreis den Solinger Weg gehen. Dieser sieht vor, dass ein Teil der Klasse Präsenzunterricht hat, während der andere Teil Distanzunterricht erhält. Der Kreis hat sich dazu bereits an die Bezirksregierung gewendet. „Den Schichtunterricht halten wir für einen sinnvollen und vernünftigen Weg. Den wollen wir nicht aufgeben“, sagt Schäfer. In den Schulen im Ennepe-Ruhr-Kreis hat es an Schulen bereits Folgefälle nach einer Covid-19-Infektion gegeben.

Kitas und Schulen sowie die Altenheime macht der Krisenstab weiterhin als Infektionsherde aus. „In Kitas und Schulen kommen Menschen auf engem Raum zusammen“, sagt Hinterthür. In Pflegeheimen könnten Infektionen aufgrund der körpernahen Dienstleistungen wie waschen und anziehen nur schwer verhindert werden, fügt sie hinzu. Im Unterschied zu Kindern im Kita- oder Schulalter sei eine Infektion für alte Menschen meist gravierender. Deshalb müsse man den Blick auch besonders auf diese vulnerable Gruppe richten.