Das Industriegebiet von damals im Wald von heute

Unterwegs auf dem Pleßbach-Weg: Der Heimat- und Geschichtsverein entführte auf alte Pfade.

Das Industriegebiet von damals im Wald von heute
Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. „Es ist was Tolles, auf den Pfaden zu gehen, auf denen Jahrzehnte lang die Bergleute unterwegs waren“, sagt Werner Düsterloh. Er gehört zu den 26 Wanderern, die der Einladung des Heimat- und Geschichtsvereins und des Arbeitskreises Sprockhövel im Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier zur Frühjahrswanderung auf dem Pleßbach-Weg gefolgt sind. Geleitet werden sie von Werner Kipper und Hans-Günter Bergmann, der jede Menge zum Teil altes Kartenmaterial mitgebracht hat.

Los geht es in den grünen Frühlingswald, immer den Wegzeichen mit dem Schienenquerschnitt nach — ein Verweis auf die Kleinbahn zwischen Bossel und Blankenstein, die 1910 gebaut wurde und die pulsierende Wirtschaft des Pleßbachtals mit ihrem Bergbau und den metallverarbeitenden Betrieben mit der weiten Welt verband. Wer weiß, wo man gucken muss, findet noch einige Schwellen im Boden, über denen inzwischen Bäume ihre Wurzeln ausbreiten.

Unter Kippers und Bergmanns Führung sieht man in dem Wald von heute das Industriegebiet von damals. Findet etwa den Schacht, der ab 1825 das Flöz Mausegatt erschloss. Oder beinahe haushohe Brocken am Weg. „Schlacke“, sagt Bergmann. „Hier war eine Abraumhalde der Zeche Adolar. Die Halde ist in Brand geraten, das hat über Jahre geschwelt. Jetzt ist das meiste abgetragen.“

Man findet Reste eines Knüppeldamms, wo die Bergleute einen Nebenbach des Pleßbachs abgeleitet haben, weil sie den Bergbau unter dem Bachbett durchtreiben mussten.

Und dann hebt Bergmann einen Stein auf: „Sandstein mit Kies, ein Konglomerat. Extrem hart, ein Bohrkronen-Killer.“ Was die Bohrkronen verschliss, das trotzte auch der Erosion: Im Lauf der Erdgeschichte wurden weichere Schichten abgetragen, die Sandsteinrücken blieben stehen. Heute nennt man sie Egge, typisch für das heimatliche Hügelland. „Ich bin in Durchholz geboren, als Mädchen wurde ich zum Brotkaufen nach Sprockhövel geschickt“, sagt Hildegard Becher. „Ich bin hier aufgewachsen und wollte mal sehen, wie es inzwischen hier aussieht.“ Hanspeter Dabruck ist Neubürger: „Wir nutzen die Gelegenheit, bei diesen Wanderungen die Hügellandschaft zu erkunden, Leute zu treffen und Gespräche zu führen.“

Die Gelegenheit zum Gespräch ist nicht vorbei, als die Gruppe nach gut zwei Stunden ihren Ausgangspunkt erreicht — von hier geht es weiter in die Heimatstube zur Erbsensuppe.