Führungszeugnisse: „Das macht das Ehrenamt kaputt“
Die Sportvereine befürchten, dass durch die neue Gesetzeslage Übungsleiter „verprellt werden“.
Sprockhövel. Die Sportvereine halten ihre Kritik an der Umsetzung der Führungszeugnis-Pflicht für ehrenamtliche Vereinsmitarbeiter aufrecht. Das wurde jetzt auch auf der Sitzung des Stadtsportverbandes deutlich. Hintergrund ist eine Änderung des Bundeskinderschutzgesetzes im Jahr 2012. Danach sollen Personen, die mit Kindern und Jugendlichen mehr als nur punktuellen Kontakt haben, grundsätzlich ein aktuelles erweitertes Führungszeugnis vorlegen.
Dieses enthält Angaben, ob für die Person Vorstrafen eingetragen sind — in der erweiterten Form zusätzlich Verurteilungen wegen Sexualdelikten. Zur Umsetzung des Gesetzes haben die Jugendämter der Städte im Ennepe-Ruhr-Kreis im vergangenen Jahr gemeinsam ein Konzept erarbeitet, das aber vom Ausschuss für Jugendhilfe zurückgewiesen wurde. Während die gesetzliche Vorgabe teilweise bereits erfüllt wird — die TSG Sprockhövel fordert bereits Führungszeugnisse von Begleitern bei Aktivitäten mit Übernachtung — geht das Konzept den Vereinen im Detail zu weit.
„Wir müssen die Kinder und die Ehrenamtler im Blick haben“, sagt Bärbel Stahlhut von der TSG. Sie befürchtet, dass mit einer zu strengen Auslegung die ehrenamtlichen Helfer verprellt werden. Außerdem könne man mit einem Führungszeugnis keine Ersttäter ausschließen, kritisiert sie.
Ähnlich sieht dies Stefan Books vom VfL Gennebreck. Eine enge Auslegung des Gesetzes mache „das Ehrenamt kaputt”, befürchtet er. „Der Verein ist ein Schutzraum für Kinder und dadurch wird der Schutzraum kleiner”, sagt er. Zudem sei das, was vorgegeben wurde, „unverhältnismäßig und unpraktikabel”. Bei kurzfristigem Ausfall von Begleitern sei kein Ersatz mehr zu organisieren und „es wird unterstellt, dass wir alle Dreck am Stecken haben”, sagt Books.
Auch der Vorstandsvorsitzende des Kreissportbundes Ennepe-Ruhr, Dirk Engelhard, sieht Probleme in der Zukunft: „Derartige Befürchtungen werden von Wissenschaftlern sehr konkret benannt. Bis zu 20 Prozent der Ehrenamtlichen könnten danach ihr Engagement aufgeben.”
Statt der von den Jugendämtern vorgelegten Regelung sollten die Vereine lieber den Ehrenkodex des Landessportbundes beachten, rät Bärbel Stahlhut. Voraussichtlich im Mai soll eine weitere Informationsveranstaltung für die Vereine stattfinden. Bis dahin soll die Regelung noch einmal überarbeitet werden. Dafür können die Vereine Anregungen bei der Stadt einreichen, so die zweite Vorsitzende des Stadtsportverbandes.