Der Buchladen feiert Jubiläum
Das Geschäft von Helga Schulz besteht seit 50 Jahren. Zur Feier gab es Musik und Lesungen.
Sprockhövel. Helga Schulz und ihre Familie dürfen stolz sein. Seit 50 Jahren führen sie den Buchladen an der Hauptstraße schon — ein in dieser Branche durchaus seltenes Jubiläum. Und das wurde mit 50 Gästen zünftig gefeiert. Der Erlös des festlichen Abends und aus der Kunstversteigerung spendete die Inhaberin für die Sanierung der Zwiebelturmkirche. Mit Conny Dohle, Ulrich Pätzold-Jäger und Stefan Melneczuk standen bewährte Vorleser auf der Gästeliste. Sie präsentierten zur Feier des Tages einige ihrer Geschichten und Gedichte.
Schriftsteller Melneczuk gehört als „literarischer Performer“ seit vielen Jahren zu den Stammgästen des Buchladens. So fand die Premierenlesung seines 2007 erschienenen Lokalthrillers „Marterpfahl“ ebenfalls in der Buchhandlung der Familie Schulz statt. „Damals aber noch am alten Standort unmittelbar am Zwiebelturm“, erinnerte sich der Hattinger, der einst auch für die WZ arbeitete. Ebenfalls zu den Stammgästen zählte in den vergangenen zehn Jahren Ulrich Pätzold-Jäger, der schon mehrer Lesungen in Sprockhövel abgehalten hat. Er las mit seiner markanten Stimme einst aus Harry Potter vor. So nutzten die drei Vorleser die Gunst der Stunde, eine Lanze für den Buchladen und die anderen Geschäfte „im Dorf“ zu brechen. „Gerade mit Blick auf den Boom des Onlinehandels. Unterstützt euer Buchgeschäft vor Ort“, appellierte beispielsweise Stefan Melneczuk. „Das Internet lädt uns nicht zu Lesungen ein.“
Viele Stammkunden halten dem mittlerweile einzigen Buchgeschäft in Sprockhövel die Treue. Der Konkurrenz aus dem Netz begegnet Helga Schulz mit Beratung, Servic und eben mit Veranstaltungen in ihrem Geschäft. Abgesehen davon setzt sie ganz bewusst auch die Online-Karte. „Lieferbare Bücher, die über unseren Shop im Netz bis 18 Uhr bestellt werden, sind am nächsten Tag abholbereit“, sagt Schulz. Und macht deutlich, dass sie mit Amazon und Co. nicht nur mithalten, sondern ihnen auch Paroli bieten kann. Die Vorlesepausen nutzte am Jubiläumsabend Philipp Schulz für sich, in dem er die Gäste mit Musik unterhielt. Das Repertoire reichte von AC/DC bis zu Otto Waalkes. Das Lied „Highway to hell“ nutzte Melneczuk als Steilvorlage, zur Übertragung seiner Geschichte „Valentins Tag“ aus seinem Wuppertal-Thriller „Rabenstadt“, eine Geschichte über einen Auftragskiller, der auf der A46 zwischen Oberbarmen und Vohwinkel im Stau stecken bleibt.
„Jetzt bin ich einfach froh, dass der Tag vorbei ist und alle zufrieden waren“, sagte Helga Schulz nach der Veranstaltung. Mit Beatrice Gogniat begrüßte sie einen Gast , der eigens aus der Schweiz angereist war. „Es ist eine witzige und kurzweilige Veranstaltung mit toller musikalischer Untermalung“, sagte die Kennerin aus dem Nachbarland, die sich dem großen Beifall für die drei Vorleser und den Gitarristen an einem rundum gelungenen Abend anschloss.