Wuppertal Die Lehren des Klima-Cafés
38 Prozent der Treibhaus-Gase fallen durch Mobilität an. Vor allem Grüne diskutierten mit.
Haßlinghausen. Das Treffen zum 1. Klima-Café in Sprockhövel ist auf eine recht verhaltene Nachfrage gestoßen. Nur rund 15 Menschen fanden sich am Montagabend im Foyer der Sporthalle Haßlinghausen ein, um die Wege zu dem geplanten Klimaschutzkonzept der Stadt zu diskutieren. Vor allem Vertreter der Grünen in Sprockhövel kamen zu dem gut zweistündigen Treffen — kein Wunder, wird das Thema doch auf Vorschlag der Partei in der Kommune vorangetrieben. Entsprechend nachhaltig fiel denn auch die Diskussion aus.
Im Rahmen des Klimaschutzkonzeptes soll eine Bilanz erstellt werden, die aufführt, wie viel Kohlendioxid ein Haus, ein Unternehmen oder eine öffentliche Einrichtung verursacht. Diese Auflistung zur Entstehung des Treibhausgases soll als Basis dafür dienen, Klimaschutzaktivitäten zu konzipieren und umzusetzen. Sowohl Privathaushalte wie auch Unternehmen oder städtische Gebäude sollen sich anhand dieser Daten über mögliche Maßnahmen zur energetischen Modernisierung informieren. Das Projekt wird durch Bundesmittel gefördert.
Mit der Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes ist die Essener Ingenieurgesellschaft Gertec beauftragt. Sie erstellt das Konzept seit dem letzten November und hatte ihre ersten Erkenntnisse vor Kurzem im Umweltausschuss präsentiert. Andreas Hübner, Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft, präsentierte am Montag die Ergebnisse zu den bisherigen Untersuchungen seines Unternehmens. Demnach entfallen immerhin 38 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in der Stadt auf die Mobilität, weitere 36 Prozent werden von der Wirtschaft verursacht, noch einmal 25 Prozent fallen in den privaten Haushalten an. Die städtischen Einrichtungen sind mit einem CO2-Ausstoß von einem Prozent dagegen recht gering.
Großes Potential bei der Einsparung von Treibhausgasen gibt es nach Angaben von Hübner vor allem durch die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen auf Dächern oder Freiflächen. Doch die Installation von Photovoltaik-Anlagen sei nur ein Schritt, jeder Bürger sei gefragt, sein Alltagsverhalten auf die CO2-Bilanz zu hinterfragen: Das kann die Plastiktüte beim Einkaufen, der Stromverbrauch im Haus oder die Fahrt zum Urlaubsort sein.
Im Rahmen eines Wettbewerbs könne etwa „das ökofreundlichste Haus in Sprockhövel“ ermittelt werden. Auch ein Ideenwettbewerb zur Vermeidung von Mikroplastik zum Beispiel in Kosmetikartikeln wurde ins Spiel gebracht. Erwartungsgemäß spielte auch das Thema Mobilität eine große Rolle in der Diskussion. Eine Teilnehmerin schlug vor, mehr Ladestationen für Elektrofahrzeuge in Sprockhövel einzurichten. Zudem könnte die Stadtverwaltung ihren Fuhrpark auf Elektrofahrzeuge umstellen. Susanne Görner, Sachgebietsleiterin für den Bereich Planen und Umwelt, kündigte immerhin an, dass die Stadt demnächst ein Elektrofahrzeug anschaffen werde. Auch die Nutzung von E-Bikes, sogenannte Pedelecs, wurde besprochen. Hier warfen einige der Teilnehmer ein, dass zunächst die Sicherheit für die Radfahrer verbessert werden müsse. So sei etwas das Radfahren im Bereich der Mittelstraße durchaus riskant. Weitere Schwerpunkte der Diskussionen kreisten um die Bereiche Klimaschutz im persönlichen Bereich sowie die erneuerbaren Energien. So muss die Stadt nach Ansicht von Hübner noch stärker deutlich machen, welche Angebote es gibt.
Möglichkeit dazu könne zum Beispiel der Nachtschlag in Haßlinghausen sein. Die Stadt möchte mit dem Klimaschutzkonzept ihre Bemühungen der vergangenen Jahre weiter unterstützen. Bereits seit Ende der 1990er Jahre wurde das Thema nach Angaben der Stadtverwaltung in Projekten berücksichtigt.
Am Rathaus und anderen städtischen Gebäuden wurden energetische Modernisierungen durchgeführt, um den Energiebedarf und den Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid zu senken. Auf mehreren Gebäuden der Stadt wurden Solaranlagen mit einer Leistung von mehr als 240 000 Kilowattstunden pro Jahr installiert. Mit dem Klimaschutzkonzept soll nun ermittelt werden, ob weitere Schritte nötig sind.