Die Station Paasmühle rettet bis zu 1000 Wildvögel in einem Jahr
In der Wildvogel-Auffangstation finden angefahrene und angeschossene Tiere Heilung.
Hattingen. Thorsten Kestner verlässt sein Haus und geht in den Vorgarten. Im Teich schwimmen Schwäne, am Ufer watscheln Gänse. Kestner setzt sich auf eine Holzbank, schenkt sich Kaffee ein und schaut auf die Schwäne. Stutzt ein wenig, sagt: „Für mich ist das ganz normal.“
Thorsten Kestner, studierter Bauleiter, hat aus dem Umgang mit Tieren einen zweiten Beruf gemacht. Einen Beruf, der Tierleben rettet, seit 30 Jahren. Thorsten Kestner leitet die Wildvogel-Auffangstation Paasmühle in Hattingen-Oberstüter, direkt an der Stadtgrenze zu Sprockhövel. Es handelt sich um eine private Organisation, die Hunderten von Greif- und Wasservögeln das Leben rettet.
„Mich interessieren vor allem verletzte Vögel“, sagt Thorsten Kestner. „Gesunde Tiere langweilen mich. Außerdem gibt es ein großes Loch in der Wildvogelpflege. Das versuchen wir zu füllen.“ Die meisten Vögel hier wurden durch Autounfälle, Stacheldraht, Angelhaken oder Schüsse verwundet. Einige Tiere mussten außerdem von Öl befreit werden. „Fett-weg-Programm“ nennt Kestner das.
Zwischen 800 und 1000 Patienten werden jährlich von Kestner und seinem Team ehrenamtlich versorgt. Nach ärztlicher Versorgung und bester Pflege werden die meisten von ihnen wieder ausgewildert. Kestner: „Das ist der schönste Moment — wenn man die Tiere von hinten sieht. Das hat etwas sehr Befreiendes.“
17 Mitglieder gehören zum Team. „Für unsere Arbeit ist eine gute Vernetzung natürlich wichtig“, sagt Kestner. An der Vogelrettung beteiligt sind unter anderem der Chefarzt der Vogelklinik Essen, Ludger Kamphausen, sowie Reinhard Vohwinkel von der deutschen Vogelwarte Helgoland.
Künftig sollen weitere Volieren zur Aufzucht von Sumpf- und Wasservögeln und überdachte Wiesenflächen auf dem Gelände an der Paasstraße entstehen. Und wenn es draußen wieder kalt wird, ist Kestner auch außerhalb der Paasmühle an den vier großen Seen zwischen Essen und Hagen anzutreffen — zur Winterfütterung.
