Sprockhövels Denkmäler Die Zwiebelturmkirche prägt das Stadtbild

Das Gotteshaus ragt aus der Silhouette Sprockhövels heraus. Es gehört zu den wichtigsten Baudenkmälern.

Foto: Stefan Fries

Niedersprockhövel. Die Zwiebelturmkirche, korrekt die Evangelische Kirche, im Herzen von Niedersprockhövel ist das Wahrzeichen der Stadt und der prägende Teil der Silhouette, ein Orientierungspunkt für Gläubige und Nichtgläubige und gehört selbstverständlich zu den wichtigsten Baudenkmälern von Sprockhövel.

Anno 1785 ersetzte sie nach den Plänen von Johann Steinoß die mittelalterliche Kirche Sankt Januarius aus dem elften Jahrhundert, die für die steigende Zahl der Gläubigen zu klein geworden war und zudem wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. Die damals (wie auch heute) bescheidenen finanziellen Mittel machten ein Darlehen der Gemeindemitglieder und ein Spendengesuch beim preußischen König Friedrich dem Großen erforderlich. Eher bescheiden war auch nur die Errichtung eines Pyramidendaches möglich.

Ihre markante Spitze, der Zwiebelturm, wurde erst 1889/90 auf das ursprüngliche Pyramidendach gesetzt. „Welsche Haube“ ist der fachgerechte Name für die Turmbedeckung, die auch viele Gotteshäuser im angrenzenden bergischen Raum aufweisen. Offenbar auch ein beliebter Nistplatz für Turmfalken, die sich in Abständen dort niederlassen.

Im Eingangsbereich eingemauert sind die fast ein Jahrtausend alten Schlusssteine von Sankt Januarius, dem die Kirche bis zum Beginn der Reformation geweiht war. Das zweitälteste Geschichtsdokument der Stadt ist die Glocke „Romanus“, die 1527 gegossen wurde und im Kirchenschiff aufgestellt ist.

Aber auch das in schlichtem Weiß gehaltene Innere der evangelischen Kirche ist bemerkenswert. So die Anordnung der Orgel mit ihren 1646 Pfeifen und der Kanzel über dem Altar und den beiden Emporen. Für etwa 600 Menschen bietet die Kirche Platz, doch ist das ehrwürdige Gotteshaus nur zu seltenen Gelegenheiten gefüllt. So wie Ende 2014, als man dort in einer eindrucksvollen Feierstunde des Beginns des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren gedachte. Zu den Gästen gehörte damals Mathilde Mangel, die als kleines Mädchen miterlebte und sich noch gut erinnern konnte, wie traurig ihre Eltern waren, als der Krieg ausgerufen wurde. „Frau Mangel ist inzwischen 111 Jahre alt und erfreut sich immer noch guter Gesundheit“, berichtet Armin Stolorz, der Gemeindepfarrer. „Sie ist inzwischen die viertälteste Bürgerin in Deutschland.“

Umbauten und Renovierungen erfolgten 1927/28 und 1966, als das Südportal der Zwiebelturmkirche zum Haupteingang gemacht und völlig neu gestaltet wurde. Umfangreiche Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten stehen auch in den nächsten Monaten auf dem Programm. „Wenn alles wie gewünscht erledigt würde, hätte das Projekt ein Volumen von einer Million Euro“, so Pfarrer Armin Stolorz, fügt aber gleich hinzu: „So viel Geld steht aber leider nicht zur Verfügung.“

Die Renovierungsarbeiten sollen in mehreren Abschnitten erfolgen. „Als erstes sind das Dach und der Dachstuhl an der Reihe, und das soll entweder in der zweiten Hälfte 2017 oder Anfang 2018 erfolgen. Die Finanzierung hierfür ist gesichert.“

Der nächste Abschnitt betrifft den Innenraum der Zwiebelturmkirche. „In den Wänden im Kirchenschiff und an der Decke haben sich Risse gebildet. Außerdem gibt es verschiedene feuchte Stellen, die ebenfalls beseitigt werden müssen.“

In der dritten Etappe steht die Außenrenovierung auf dem Plan. „Da wäre eine große Lösung natürlich das Beste, aber aus finanziellen Gründen müssen wir uns wohl mit der kleinen begnügen. Die bedeutet, dass ein Steinmetz schadhafte Steine permanent überprüft und Reparaturen vornimmt“, so Pfarrer Stolorz und erklärt die „große Lösung“: „Da würde ein Gerüst aufgestellt und alle beim Bau damals falsch eingesetzten Steine erneuert. Das würde unsere Dimensionen sprengen.“

Damit Sprockhövels Wahrzeichen so gut wie möglich instand gesetzt werden kann, wurden entsprechende Anträge gestellt und auch bei der Sparkassenstiftung angefragt.

„Aber auch die Spendenbereitschaft der Gemeindemitglieder war groß“, lobt Pfarrer Armin Stolorz, hofft jedoch ebenfalls, dass auch die übrigen Niedersprockhöveler Beiträge im Rahmen ihrer Möglichkeiten leisten, damit die Zwiebelturmkirche weiterhin ein Identifikationsobjekt für die Bevölkerung der Stadt bleibt.