Ein neuer Anlauf für die Ehrenamtskarte
Ausschuss: Die Verwaltung drängt: Erst muss der politische Beschluss erfolgen, dann kann das Konzept weiter ausgearbeitet werden.
Sprockhövel. Jetzt oder nie? Ganz so schlimm ist es noch nicht, doch Evelyn Müller macht keinen Hehl daraus, das ihr die Ehrenamtskarte am Herzen liegt. Eine Einführung in Sprockhövel sei praktisch überfällig, ist vielerorten zu hören, und auch die Leiterin des Fachbereichs Jugend und Soziales drängt. „Wir könnten schon viel weiter sein.“ Sie ist immer noch verärgert darüber, dass das Thema in der November-Sitzung des Ausschusses für Soziales und Demografie kurzfristig von der Tagesordnung gestrichen wurde — mit den Stimmen der CDU. Das Konzept sei nicht konkret genug, hieß es damals. „Nach der Sitzung wurden mir dann viele Fragen dazu gestellt, die zum Teil in der Vorlage eigentlich beantwortet waren. Die wurde aber ja nicht mehr diskutiert“, kritisiert Müller.
Im Nachhinein habe sie aber den Eindruck gehabt, dass die Idee positiv gesehen werde. Das bestätigte jetzt auch noch einmal Ausschussvorsitzender Werner Sauer (CDU) der WZ. „Grundsätzlich sind wir dafür.“ Nur dann müsse sich auch langsam etwas tun, fordert Müller.
In der nächsten Sitzung am 16. März startet die Verwaltung jetzt einen neuen Anlauf. Der Ausschuss soll die Einführung die Ehrenamtskarte NRW empfehlen, so der Vorschlag. Am Ende muss dann der Rat entscheiden. Das Konzept ist einfach: Ehrenamtler, die die Voraussetzungen (siehe Infokasten) erfüllen, erhalten durch die Karte Vergünstigungen. Der Klassiker ist zum Beispiel in vielen Städten der ermäßigte Eintritt ins Freibad — was in Sprockhövel allerdings schon mal nicht möglich sein wird. Da der Kommune die Überschuldung droht, untersagt die Aufsichtsbehörde Vergünstigungen, die für die Stadt Einnahmeverluste bedeuten würden.
„Also müssen wir die Karte anders mit Leben füllen“, betont Müller. „In anderen Städten klappt das doch auch“. Mehrfach habe es schon Befragungen von Vereinen und Organisationen gegeben. Auch dort stoße die Idee grundsätzlich auf Zustimmung.
Der Turnverein Hasslinghausen könnte sich zum Beispiel verringerte Mitgliedsbeiträge für die Karteninhaber vorstellen. Eine ähnliche Richtung verfolgt auch die TSG Sprockhövel. „Kurse könnten für Ehrenamtler preiswerter angeboten werden“, sagt TSG-Vorsitzende Elke Althäuser, die für die FDP auch im Stadtrat sitzt.
Bei der Sparkasse kam die Idee auf, die Kontoführungsgebühr für die Karteninhaber zu senken. Genauere Modalitäten könnten aber erst festgelegt werden, wenn die Stadt den Grundsatzbeschluss zur Einführung fasst. „Genau darüber muss jetzt auch zuerst entschieden werden“, verweist Müller auf die notwendige Planungssicherheit. Dann könnte man auch weitere Anbieter wie etwa Apotheken oder Gaststätten ansprechen. „Warum sollen sich etwa Vereine schon Gedanken machen, wenn die Karte vielleicht nie eingeführt wird?“, fragt die Fachbereichsleiterin.
Überhaupt ständen für die Ehrenamtler die Vergünstigungen aber gar nicht im Vordergrund. „Das haben Befragungen ergeben“, sagt Müller. Vielmehr würden sich die unentgeltlichen Helfer ein öffentliches Dankeschön wünschen. „Vielleicht durch den Bürgermeister, einmal im Jahr im feierlichen Rahmen.“ Eine Möglichkeit sei auch ein Stadtrundgang für die Karteninhaber mit Klaus Walterscheid. So etwas sei auch eine Werbung für das Ehrenamt nach außen, sagt Erich Tolle, der sich in der Freiwilligenbörse engagiert.
Das ganze ist natürlich mit einem gewissen Verwaltungsaufwand verbunden, die Feier wäre auch nicht umsonst. „Das ist die Frage: Können wir uns das als Stadt leisten?“, gibt Althäuser Bedenken einiger Politiker wieder. „Aber man muss sehen, dass wir schließlich auch von den Ehrenamtlern profitieren.“