Familienpflege: Eine Nanny für alle Fälle
Seit sechs Jahren unterstützt Daniela Valero Familien, in denen die Mutter nicht belastbar ist.
Sprockhövel. Sie ist zweifache Mutter und neben dem Haushalt hilft sie ihrem Mann Michael im familieneigenen Schreinereibetrieb. „Vor etwa sechs Jahren, als meine Kinder in der Pubertät steckten, kam der Punkt, an dem ich mich neu orientieren und noch einmal etwas machen wollte, das mich interessiert“, erinnert sich Daniela Valero. Seitdem kümmert sich die 48-jährige gelernte Rechtsanwalts- und Notargehilfin etwa 25 bis 30 Wochenstunden zusätzlich noch um andere Familien — als Familienpflegerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO).
„Das ist genau mein Ding. Mich hat soziale Arbeit in dieser Form schon immer interessiert, und während meiner Schwangerschaften hätte ich eine derartige Unterstützung auch gut brauchen können“, sagt Valero am Mittwoch. Da ist es kein Wunder, dass die Ur-Sprockhövelerin die zweijährige Ausbildung — bestehend aus rechtlichen, pädagogischen, pflegetechnischen und hauswirtschaftlichen theoretischen Aspekten sowie einem Praxisjahr — an einem Dortmunder Frauenzentrum problemlos absolvierte.
Im Auftrag von Jugendamt und Krankenkasse leistet die 48-Jährige seither in den Familien Unterstützung, in denen die Mutter aufgrund einer Erkrankung oder einer Schwangerschaft nicht (voll) belastbar ist. „Man muss in dem Job spontan sein. Die Aufgaben sind vielfältig und täglich anders. Sie reichen von der Erstellung von Haushaltsplänen und Arztbesuchen bis zu Konfliktberatung. Man ist praktisch eine Nanny auf Zeit“, sagt Valero, die durchschnittlich zeitgleich zwischen drei bis sechs Familien aus Sprockhövel und einigen umliegenden Städten betreut. „Ich bleibe immer so lange, wie ich gebraucht werde. Grundsätzlich leiste ich Hilfe zur Selbsthilfe, bis die Mütter wieder eigenständig wirken können“, erklärt Daniela Valero.
Die Betreuung einer Familie kann je nach Fall von wenigen Wochen bis zu zwei Jahren dauern. „Vertrauen und Einfühlungsvermögen sind da am wichtigsten“, sagt Valero. Dabei müsse man jedoch versuchen, sich emotional von den Familien abzugrenzen. „Schließlich ist das eine professionelle Arbeit, bei der man nicht den Überblick und die Kontrolle verlieren darf.“ Dass diese Distanz nicht immer einfach zu wahren ist, ist Valero bewusst: „Man reflektiert viele Probleme, wenn man zu Hause ist. Und das kostet Kraft.“ Missen will sie die Arbeit trotzdem nicht: „Dafür macht sie zu viel Spaß.“