Grüne: Geburtsag am Radweg, Keimzelle am Kaninchenweg
25 Jahre: Ortsverein feiert und diskutiert bei spärlichem Besuch.
Sprockhövel. Die Position am Haßlinghauser Radweg hatte die Qualität einer Stellungnahme: Straßenverkehr auch ohne Motor wird auch künftig ein Anliegen der Grünen in Sprockhövel bleiben. Auf 25 Jahre Parteiarbeit blickte der Ortsverband am Sonntag zurück.
Eine grobe Zählung ergab, dass für jedes Jahr etwa ein "Aktiver oder Ehemaliger, Unterstützer oder anderer" unter dem Pavillon an der Poststraße erschienen war. Die vorbeieilenden Radfahrer blickten eher ratlos herüber, offenkundig ungerührt von dem Engagement der Grünen für weiteren Fahrradverkehr und jedenfalls nicht geneigt, an der Feier teilzunehmen.
Ehrengast Irmingard Schewe-Gerigk, seit 1994 Bundestagsabgeordnete aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, erinnerte an grüne Sternstunden in Sprockhövel, wenngleich sie nicht zu den Gründungsmitgliedern zählte, sondern erst im Tschernobyl-Jahr 1986 von der FDP ins Lager der entschiedenen Atomkraftgegner wechselte.
Bis dahin als Spinner belächelt, habe die Partei durch den Reaktorunfall in Belarus auch in Sprockhövel an Ansehen gewonnen. "Atomkraft - nein danke" klebte auf den Fahrrädern der frühen Streiter, einige hätten aber schon damals ein Auto besessen. Soziales Gefälle ist nun mal auch grüne Realität.
Geschäftsführerin Ute Eichler-Tausch kann dennoch unter den derzeit 25 Mitgliedern der Ortsgruppe keinen benennen, der als "Malocher" durchgehen würde.
Die Grünen sind mindestens Mittelstand, wenngleich laut Schewe-Gerigk in einem Wahljahr mit ihrem eigenen Slogan intellektuell überfordert: "Wenn wir nichts ändern, wird nichts so bleiben, wie es ist." Dabei ist des Rätsels Lösung einfach und wird von anderen Werbestrategen griffig formuliert: "Ich will so bleiben, wie ich bin."
Bei einer Laufzeit von 25 Jahren ist das freilich ein utopischer Wunsch. Von denen, die sich in der Keimzelle am Kaninchenweg tummelten, blieben nur drei der Partei treu, darunter Gründungsmitglied Britta Altenhein, heute Fraktionsvorsitzende und eine von fünf Grünen im Stadtrat.
"Ziemliche Frauenpower", attestierte Schewe-Gerigk am Sonntag, doch ob diese Power auch nach dem Amt des Bürgermeisters strebt, ließ Altenhein offen. Vor fünf Jahren hatte sie sich wie bereits 1999 als Kandidatin aufstellen lassen. Vor September werde aber sicher keine Entscheidung darüber fallen. "Wir werden jetzt erst einmal programmatisch arbeiten und dann über personelle Fragen entscheiden."
Das gilt auch für die neuen Bundestagskandidaten. Irmingard Schewe-Gerigk hat für sich entschieden, dass sie nach 15 Jahren nicht mehr antritt.