Frieden im langen Grenzstreit
Löhener Egge: Seit Mittwoch sind auch die letzten Zäune weg. Stadt und Eigentümergemeinschaft sprechen über eine endgültige Einigung.
Obersprockhövel. Aufatmen an der idyllisch gelegenen Löhener Egge. Der jahrelange Wegerechtsstreit um ein Stück Privatstraße, der Sprockhövel aufgrund von Schranke und Stacheldrahtsperren selbst überregional in die Schlagzeilen brachte und dutzende Gerichte beschäftigte, scheint beendet zu sein.
Als letztes sichtbares Zeichen entfernten Mitarbeiter des Bauhofs am Mittwoch den Stacheldrahtzaun, der den Bewohnern der Häuser Nummer 28 und 30 den Haupteingang und die Garage absperrte.
"Die Eigentümergemeischaft hat uns das erlaubt, wir sind weiter im Gespräch und zuversichtlich eine dauerhafte Lösung zu finden", sagte der städtische Justitiar Rainer Kaschel. Das klingt nach Frieden, und auch die streitbare Sprecherin der Erbengemeinschaft, Cornelia Himmerich, bestätigt: "Die Gespräche mit Herrn Kaschel und dem Bürgermeister liefen auf einer sehr sachlichen Ebene ab, ganz anders als früher mit anderem Personal."
Voraussichtlich wird die Stadt ihr nun das betreffende Straßenstück abkaufen. Der Preis ist offenbar noch Verhandlungssache, steigt aber sicherlich, wenn das noch laufende Enteignungsverfahren eingestellt würde. "Ich denke darauf können wir bald verzichten, das wäre sonst eine langwierige Sache", so Rainer Kaschel.
Die Straße selbst ist bereits seit November 2007 von sämtlichen Schranken und kurzfristig errichteten Grenzwällen befreit. Nachdem ein rechtskräftiger Bebauungsplan sie als öffentliche Verkehrsfläche ausweist, hatte die Bezirksregierung die vorzeitige Besitzeinweisung an die Stadt verfügt. Bis dahin war die Durchfahrt für Anwohner immer mal wieder versperrt.
Zuletzt waren nur noch die Bewohner der Häuser 28 und 30 die Leidtragenden des Streits. Zwischen Straße und ihrem Grundstück verläuft ein 80Zentimeter breiter Streifen Land der Erbengemeinschaft und just darauf hatte sie den Zaun errichtet, und die Bewohner so gezwungen, ihre Eingänge provisorisch zur anderen Seite zu verlegen.
"Ich bin einfach nur sehr, sehr glücklich, auch für mich kam das jetzt überraschend", sagt eine Bewohnerin, die seit vier Jahren nur noch über die Kellertür auf der Rückseite ihre Wohnung erreichen konnte und deren Garage praktisch abgesperrt war. Ihren Namen wolle sie nicht nennen.
"Ich will niemanden provozieren, mir ist sehr daran gelegen, dass da nicht doch noch ein Problem auftaucht", begründet sie das freunlich. Man merkt, welche Last von ihr abgefallen ist. Nur noch der Zettel an der Fronttür "eine funktionierende Klingelanlage befindet sich auf der anderen Seite", erinnert an die Dramatik der Situation, wie sie noch bis Mittwoch herrschte.
Und auch von den übrigen Anwohnern an der Löhener Egge wird die Nachricht froh aufgenommen. "Das werden wir bei unserem alljährlichen Straßenfest am 30. August gebührend feiern", sagt Günter Bosselmann.