Grüne: Stadt soll sich ändern, statt zu wachsen

Weitere Neubaugebiete lehnen die Grünen ab und wollen die Verkehrsstruktur nicht mehr nur auf das Auto ausrichten.

Sprockhövel. Mit 14,5 Prozent erzielten die Sprockhöveler Grünen bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren ein Rekordergebnis. Sie waren seitdem trotzdem auf die Oppositionsrolle festgelegt, denn ihr bisheriger lokaler Kooperationspartner CDU bändelte mit der SPD an.

So fiel es den Grünen nicht schwer, ihr eigenes Profil zu schärfen. Nach dem (vergeblichen) Kampf gegen die Verlagerung des Sportplatzes Haßlinghausen hoffen sie nun auf mehr Erfolg in ihrer Ablehnung der Umgehungsstraße in Niedersprockhövel, für die das Planungsverfahren allerdings bereits weit fortgeschritten ist.

Großen Einsatz für Busnutzer, Radfahrer und Fußgänger verspricht Spitzenkandidatin Britta Altenhein und fordert ein Verkehrsentwicklungskonzept für Sprockhövel. Gefährlich seien etwa die Verhältnisse an der Mittelstraße und der Wittener Straße in Hiddinghausen. Zebrastreifen als Querungshilfen, möglichst Tempo 30 in den Ortsdurchfahrten wünschen sich die Grünen. Das geht allerdings nicht ohne den Landesbetrieb Straßenbau.

"Man kann das aber auch nachhaltiger fordern", sagt Grünen- Ratsherr und Kreistagsmitglied Franz Gottschalk an die Adresse der übrigen Parteien. Ähnlich sehe es beim Klimaschutz aus, den sich die Grünen naturgemäß auf ihre Fahnen schreiben.

Dass in den vergangenen Jahren und jetzt auch wieder - mit dem Konjunkturpaket II- viel Geld in Energiesparmaßnahmen an öffentlichen Gebäuden gesteckt wurde, ist in ihrem Sinn, beim Thema Photovoltaik sehen sie aber noch großen Nachholbedarf. Chemiker Franz Gottschalk: "Da wäre viel mehr möglich, wenn man ernsthaft wollte."

"Ändern statt wachsen", ist die Devise der Grünen beim Thema Stadtentwicklung. Sie sind gegen die Errichtung der Neubaugebiete Beisenbruch und Riepelsiepen.

"Einerseits haben wir noch einzelne zentrale Grundstücke in den Innenstadtbereichen, beispielsweise in der Von-Galen-Straße, andererseits handeln wir uns Leerstände ein", sagt Britta Altenhein. Sinnvoller sei es, vorhandenen Wohnraum zu sanieren und altengerecht umzubauen. Werde zu viel neu gebaut, sei das für die Wohnungsgesellschaften aber nicht attraktiv.

Ohne Gemeindefinanzreform ist auch Sprockhövel auf Dauer nicht zu entschulden. Da sind sich die Grünen mit allen Parteien einig. Sie sehen aber darüber hinaus bei Rot-Schwarz im Rat zu wenig eigenes Einsparbemühen.

Das Gemeindeprüfungsamt habe beispielsweise in vielen Bereichen der Verwaltung ein höheres Kostenniveau als bei vergleichbaren Städten festgestellt. Wenn die Verwaltung dann sage, wegen der besonderen Umstände hier gehe es nicht anders, gäben sich die großen Parteien zu schnell zufrieden.

Gottschalk: "Wir hatten uns auch mehr Vorschläge aus der Verwaltung selbst erhofft, aber das wird vor allem von den Führungskräften zu wenig vorangetrieben." Dabei bezieht er SPD-Bürgermeister Klaus Walterscheid ein.

Bei der Musikschule beispielsweise müsse man noch stärker bestrebt sein, kostendeckendere Angebote zu machen, vorzugsweise Gruppenunterricht. Dafür wären die Grünen unter Umständen bereit, mehr Personal in der Stadtbibliothek einzusetzen, die zuletzt mit einem regelrechten Einbruch der Leserzahlen zu kämpfen hatte.