Haarmanns nächste WM
Die Erfolgs-Judoka aus Sprockhövel misst sich in Florida mit den besten Veteranen der Welt.
Sprockhövel. Erst mit 17 hat Andrea Haarmann mit dem Judo begonnen. Als Altersklassen-Athletin gehört sie inzwischen zu den Besten der Welt. Bei den Weltmeisterschaften der Veteranen in Florida will sie ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen.
„Judo hat mich immer schon gereizt. Ich hatte schon immer Spaß an diesem Zweikampfgefühl“, erzählte die 52-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung vor ihrer Abreise. Aber als Kind durfte sie den Sport noch nicht ausüben. „Mein Vater sagte, das sei nichts für Mädchen, dabei habe ich mich immer mit meinem Bruder gekebbelt“, so Haarmann. Als sie dann ihr eigenes Geld verdiente und selbst bestimmen konnte, meldete sie sich sofort beim Judo an.
Ihren Einstieg in den Wettkampfsport hatte sie aber erst, als sie darauf aufmerksam wurde, dass es Judo-Wettkämpfe für ältere Judoka — die sogenannten „Veteranen“ — gibt. Sie hatte gerade eine Phase mit vielen Operationen hinter sich, und als es ihr einige Zeit besser ging, meldete sie sich bei der Europameisterschaft 2013 in Paris an. „Ich war fit und gut trainiert und dachte, ich könnte es ja einfach mal ausprobieren“, berichtete sie. Sie gewann prompt. „Mein Mann und ich haben unsere Flitterwochen in Paris verbracht. Deshalb denke ich von allen Wettkämpfen daran am liebsten zurück“, so Haarmann.
An Wettkämpfen nimmt sie seitdem regelmäßig teil. Im Vorjahr holte sie in Amsterdam sogar WM-Gold. „Ich bin froh, dass ich bisher immer rechtzeitig fit geworden bin. Da ist mir mein Körper wohlgesonnen“, freut sich die Judoka. „Auch dieses Jahr habe ich bis jetzt Glück mit der Gesundheit. Ich habe keine Erkältung oder ähnliches. Hoffentlich bleibt das auch so.“
Am Sonntag fliegt sie nach Florida: „Ich war da schon einmal mit der Familie. Ich bin gespannt, was sich verändert hat, weil das auch schon 20 Jahre her ist“, sagt sie. Zur Familie gehören neben ihrem Ehemann zwei Kinder. Die haben von kleinauf Judo gelernt: „Sie mussten immer überall mit hin. Dadurch, dass ich als Trainerin und Kampfrichterin sehr aktiv bin, musste ich sie teilweise auf der Matte stillen.“ Jetzt ist ihre Tochter 19 und ihr Sohn 21 Jahre alt. „Und sie machen immer noch Judo. Ich bin stolz, dass sie dem Sport treu geblieben sind“, so Haarmann.
Ihr Mann macht zwar selbst kein Judo, unterstützt sie aber tatkräftig bei ihrem Sport: „Gerade im Moment ist es sehr stressig“, erzählt sie. „Auch in Florida werde ich nicht viel Zeit haben, aber ich hoffe, ich kann trotzdem noch etwas von der Stadt Lauderdale sehen.“
Trotz des straffen Programms freue sie sich auf das Event: „Da sind viele Leute, die man nur auf den großen Turnieren trifft.“ Und obwohl sie die Leute kennt, hofft sie natürlich darauf, dass der WM-Sieg sich wiederholen lässt: „Das wird sehr stressig. Ich muss erst zur Akkreditierung, dann muss ich mich wiegen lassen, um zu überprüfen, ob das Gewicht stimmt, und dann kommen schon die ersten Kämpfe.“ Allerdings weiß sie noch nicht, wer ihre Gegnerinnen sein werden: „Ich bin noch nicht dazu gekommen, nachzusehen, wer dieses Jahr dabei ist. Aber die Brasilianer und Russen sind eigentlich immer vertreten. Ansonsten lasse ich mich da überraschen.“