Heute Flüchtlingshaus — morgen Sozialbau

Die neuen Immobilien an Wald- und Gedulderweg sollen nach einem Rückgang der Flüchtlingszahlen Menschen mit Wohnberechtigungsschein ein Heim bieten.

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Sprockhövel. Die neu entstehenden Flüchtlingshäuser an Wald- und Gedulderweg werden von der Stadt als Zukunftsaktie betrachtet und sollen zugleich die Integration fördern. So ist in beiden Fällen neben der Flüchtlingsunterbringung langfristig auch die parallele Vermietung an Deutsche geplant. „Wir bauen die Häuser bewusst so, dass sie später einmal durch einen Fahrstuhl nachgerüstet und barrierefrei gemacht werden können“, spricht der städtische Beigeordnete Volker Hoven bei den beiden Bauprojekten ausdrücklich nicht nur von Flüchtlingshilfe, sondern von einer Förderung des allgemeinen sozialen Wohnungsbaus.

So gebe es auch in Sprockhövel nach wie vor Bedarf an barrierefreiem Wohnraum, so dass das entsprechende Bauförderungsprogramm von NRW-Stadtentwicklungs-Minister Michael Groschek (SPD) grade recht komme. „Bei der aktuellen Bedarfssituation gibt es zwei Schwerpunkte: einmal durch sehr kaufkräftige Bürger nach hochwertigeren Wohnungen und zum anderen nach bezahlbarem Wohnraum für gering verdienende Menschen, die finanzielle Unterstützung brauchen“, erklärt Hoven. So würde letztere Bedarfsgruppe, darunter vor allem Alleinerziehende oder Rentner, gegen Vorlage eines die Bedürftigkeit ausweisenden Wohnberechtigungsscheins zukünftig auch als Mieter am Wald- und Gedulderweg in Frage kommen.

Mit dem dritten aktuellen Sozialwohnungsbauprojekt an der Hattinger Straße — hier baut ein privater Investor — soll der hiesige Bedarf an „bezahlbarem Wohnraum“ langfristig gedeckt werden. Die beiden städtischen Bauprojekte sollen Ende des Jahres fertiggestellt werden, nachdem nun sämtliche Hindernisse überwunden scheinen. Im Falle Waldweg ist mit einer Fertigstellung im Sommer zu rechnen. Dort hat die Stadt den Rechtsstreit gegen eine bürgerliche Klägergruppe in erster Instanz für sich entscheiden können.

Verzögert hatte sich auch der voraussichtlich bis Ende des Jahres dauernde Bau am Gedulderweg, wo man sich nach längeren Verhandlungen inzwischen mit einem benachbarten Grundstücksbesitzer einigen konnte. Trotz aller Bauhindernisse bleibt Stadtvertreter Volker Hoven optimistisch und befürwortet ausdrücklich auch die zweigleisige Vermietung. „Das ist der beste Weg der Integration“, weiß er und ergänzt, dass beide Mieteinnahmemodelle — ob nun vom deutschen Mieter oder aber durch die Refinanzierung des Landes — in etwa gleich gewinnträchtig seien und für die Stadt gleichermaßen eine lohnende Investition darstellten. Während die Stadt im Zuge des NRW-Förderungsprogramms letztlich nur 80 Prozent des Baukredits zurückzahlen müsse, sei mit einer 80-jährigen Mietertragszeit zu rechnen, kalkuliert Hoven. Ab wann hier jedoch Flüchtlinge und Nicht-Flüchtlinge Seite an Seite wohnen werden, ist noch offen und hängt von der ungewissen Entwicklung der Flüchtlingszahlen ab. „Ich geh davon aus, dass die beiden Häuser zunächst einmal durch Flüchtlinge voll belegt sein werden. Alles weitere ist dann an den Bedarf gekoppelt“, glaubt der Beigeordnete und zieht einen barrierefreien Umbau in zwei oder Jahren in Erwägung. Nur schwer abzusehende Einwanderungsentwicklungen und die zukünftige Nutzung weiterer Flüchtlingswohnungen machen Prognosen schwer, doch wolle man nichtsdestotrotz im Juli ein Zukunftskonzept verabschieden.

Auch die Schaffung von weiterem sozialen Wohnungsbau sei nicht auszuschließen, man habe Grundstücke in der Hattinger sowie Mittelstraße in der Hinterhand und sei grundsätzlich „gut aufgestellt“, so Hoven.