Im Spitzbub sollen die guten alten Zeiten wieder aufleben
Viele haben die Gaststätte vermisst. Jetzt soll ein neues Konzept bei der Neueröffnung helfen.
Herzkamp. Aus den Fenstern leuchtet warmes Licht, vor der Tür brennen Laternen, ein Aufsteller verkündet in Kreideschrift: „Spitzbub heute geöffnet.“ Drinnen sind fast alle Tische besetzt, Menschen stehen am Tresen, erzählen sich was, Musik spielt.
Die acht Mitglieder der Bürgergemeinschaft haben alle Hände voll zu tun. Zapfhahn bedienen, Gläser spülen, Reibekuchen backen, servieren, leere Teller abräumen. So etwas hat man im Spitzbub seit Oktober nicht mehr gesehen, da gab der Pächter auf.
Jetzt lässt die Bürgergemeinschaft einen Versuchsballon steigen. Zum einen soll der Versuch klären, ob im Dorf Interesse besteht, den Spitzbub zu erhalten.
Zum anderen müssten sich Menschen finden, die das Projekt tragen. „Der Verein selbst darf das nicht“, sagt Holger Wanzke, der heute hinter der Theke steht. „Wir würden die Gemeinnützigkeit verlieren.“ Es müsste sich also eine Gruppe zusammenfinden, die als Pächter auftreten kann. Auf jedem Tisch liegt eine Liste, in die sich Interessenten eintragen können. Wanzke: „Und wir brauchen Sponsoren, um die Pacht zu zahlen.“
Das Konzept der Bürgergemeinschaft: wöchentliche Freitagskneipe, sonntags Cafébetrieb, Vermietung für private Feiern, Begegnungsmöglichkeit für Gruppen wie Seniorentreff oder Frauentreff. Gewinne sollen nicht erwirtschaftet werden, das Ganze soll sich nur tragen.
Die Haftung der Gesellschafter muss sinnvoll geregelt sein. Egbert Feuerstack: „Es gibt Orte am Niederrhein, die mit solchen Projekten Erfahrung haben. Wir stehen in Kontakt und lassen uns da beraten.“
Die Tür geht auf, neue Gäste kommen. An einem der Tische schiebt Eike Pies seinen Teller zurück. „Als es den Spitzbub noch gab, sind wir regelmäßig hergekommen.“ Seine Frau Ingvild Neufang-Pies nickt: „Wir hoffen, dass das klappt.“ Die beiden sind Herzkamper.
Aber auch über das Dorf hinaus lockt der Spitzbub. „Wir kommen aus Wuppertal“, sagen zwei Damen am Nachbartisch. „Das ist so eine gemütliche Kneipe. Wir sind viel hiergewesen.“ Draußen auf der Straße kommt eine kleine Gruppe heran, wünscht freundlich „guten Abend“ und betritt den Spitzbub. „Der Spitzbub macht mal wieder auf. . . “ hat die Bürgergemeinschaft auf ihr Flugblatt geschrieben. Aber auch: „. . . ob das so bleibt, entscheiden Sie!“