Immer wieder sonntags auf Müll-Tour nach Wuppertal

Nirgendwo ist das Aufkommen so gering wie in Sprockhövel. Der Kreis vermutet ein Schlupfloch und droht Strafen an.

Sprockhövel. "Immer wieder sonntags", beginnt ein bekannter Schlager. Bei so manchem Sprockhöveler Zeitgenossen, scheint der aber weniger die Erinnerung an die Interpreten Cindy und Bert zu wecken, als daran, sich vermeintlich günstig ihres Sperrmülls zu entledigen.

Am nächsten (Montag)-Morgen ist im benachbarten Wuppertal nämlich wöchentlich Sperrmüllabfuhr und dort landet dann wie die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen auch so mancher Stuhl oder Lampenständer aus Sprockhövel.

"Dem müssen wir endlich einen Riegel vorschieben", schimpft Elisabeth Henne, Sachberarbeiterin im Kreisumweltamt und seit 30 Jahren mit dem Thema Abfall beschäftigt. So erfreulich wie die Abfallbilanz des Kreises für 2007 in punkto Kosten aussieht (siehe Kosten), so eindeutig sind die Zahlen beim Sperrmüll. Während im Kreisdurchschnitt rund 30 bis 35 Kilo pro Einwohner und Jahr abgeholt oder abgegeben wurden, waren es in Sprockhövel nur 2,5 Kilo.

"Es ist beängstigend, mit welcher Dreistigkeit die Leute über die Stadtgrenze nach Wuppertal fahren und dort ihren Müll an die Straße stellen", sagt Henne und beschreibt, wie sie selbst die Probe aufs Exempel gemacht habe. "Ich bin mit dem Wagen sonntags abends durch Wuppertal gefahren und habe viele Autos mit EN-Kennzeichen gesehen, deren Insassen dort Sperrmüll abluden.

Montags habe ich die Kennzeichen mit den Daten des Staßenverkehrsamts verglichen. Die Halter kamen fast immer aus Sprockhövel", berichtet sie. Dabei sei das ein ganz klarer Bußgeldtatbestand. "Wir werden demnächst mit den Wuppertaler Kollegen auch Kontrollen machen", kündigt sie an.

In diesem Sommer habe man mit der Einführung der blauen Tonne in vielen Städten des Kreises organisatorisch alle Hände voll zu tun gehabt. Doch sobald es jetzt Luft gebe, wolle man das unerfreuliche Thema Sperrmüll angehen.

Mit der Wuppertaler Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) hat es dazu bereits einige ernste Gespräche gegeben. Henne: "Die sind sauer, denn die Wuppertaler Bürger müssen den Service ja über die Restmüllgebühr mitbezahlen."

Aufgrund der geringen Spermüllmenge, die in Sprockhövel auf offiziellen Wegen entsorgt wird, habe man einen Schaden von rund 140.000 Euro hochgerechnet. Drohende Bußgelder von bis zu 180 Euro sollen da jetzt abschreckend wirken.

Auf den vermutlichen Müll-Tourismus hat die Stadt Sprockhövel bereits auf anderem Wege reagiert. 2007 wurden die Abholungskosten pro Sperrmüllteil von sechs auf drei Euro gesenkt, zu Beginn dieses Jahres der Abfuhrrhythmus von alle drei auf alle zwei Monate erhöht. Noch günstiger stellt sich, wer seinen Sperrmüll selbst zu den Umladeanlagen nach Witten oder Gevelsberg fährt (zwei Euro pro PKW-Ladung oder 20 Euro pro Tonne Gewicht).

"Ich gehe schon davon aus, dass das etwas gebracht hat und inzwischen mehr Sperrmüll anfällt", mutmaßt Stephan Sturm von der städtischen Gebührenabteilung. Genau Zahlen über Abfuhrmengen lägen aber noch nicht vor.

Die gibt es bisher nur für 2007 und da liegt Sprockhövel mit 50 Kilo pro Kopf und Jahr ebenfalls vergleichsweise niedrig (Durchschnitt 67 Kilo). "Das kann aber auch daran liegen, dass viele Leute einen Garten haben und selbst kompostieren", vermutet Elisabeth Henne und fügt an. "Ich hoffe, dass es da nicht auch irgendwo ein Loch gibt."

Ein Schlupfloch der vergangenen Jahre, dass vor allem Schwelmer Bürger nutzten, sei übrigens geschlossen. Die Wuppertaler Recycling-Höfe nehmen bekanntlich keine Grün- und Sonderabfälle mehr von Bürgern aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis an.