Natur Jäger beobachten Zuwachs der Fuchs- und Wildschweinpopulation in Sprockhövel
Sprockhövel · Die Zahl der Wildschweine nimmt drastisch zu. Fasane und Rebhühner finden die Naturschützer hingegen kaum noch.
. Mastjahr nennen Jäger, Förster, Landwirte das, was auch Wanderer derzeit im Wald beobachten können. Es gibt solche Mengen an Eicheln, Bucheckern und Kastanien, dass klar wird, woher der Begriff ursprünglich stammt. Die Bauern trieben in früheren Zeiten ihre Schweine vom Hof in den Wald, damit sie sich an den Früchten von Eiche, Buche und Kastanie satt und fett fressen konnten. Das machen die Bauern heute nicht mehr, aber der wilde Verwandte des Hausschweins haut an der Tafel von Mutter Natur ordentlich rein. Auch der intensive Maisanbau der vergangenen Jahre hat die Speisekarte der Wildschweine enorm bereichert. Die Folge: Die Tiere finden Nahrung im Überfluss.
Das sind nur einige der Themen, mit denen sich der Hegering Sprockhövel unter Leitung von Ekkehart Brakelmann befassen muss. Die Wildschweinpopulation explodiert weiter, auch die milden Winter tragen dazu bei: „In harten Wintern finden auch Wildschweine kaum Nahrung, verlieren in Schnee und Eis ihr Leben, bringen weniger Nachwuchs zur Welt. Dann wäre dieser Teil der Natur in einem natürlichen Gleichgewicht. Da aber bei der guten Futterlage auch der Wildschweinnachwuchs früh geschlechtsreif wird, vermehren sich die Tiere extrem. Gartenbesitzern werden Gärten umgegraben, Friedhöfe gefleddert, ebenso Sportplätze“, erläutert Ekkehart Brakelmann.
Fasane und Kaninchen
beobachten die Jäger kaum noch
Die Sprockhöveler Jägerschaft beobachtet auch Entwicklungen bei anderen Feld- und Waldtieren. Während sich einige Arten rasant vermehren, sind andere fast schon verschwunden: Fasane und Rebhühner finden sich nur noch sehr selten, Bestände bei den Kaninchen und Hasen sind ebenfalls stark zurückgegangen. „Das ist auch der Grund, warum schon seit Jahren fast keine Treibjagden mehr stattfinden. Verantwortungsvolle Jäger bejagen kein Wild, dessen Bestand gefährdet ist“, erklärt Ekkehart Brakelmann.
Die Fuchspopulation hingegen ist riesig, weil Meister Reineke wenig natürliche Feinde hat. Ja, es werde hin und wieder ein Fuchs totgefahren, aber die Kulturfolger finden auch in den Städten ein gutes Nahrungsangebot. „Wenigstens hat sich der Uhu hier wieder angesiedelt“, haben die Jäger beobachtet. Auf dessen Speisekarte stehen Jungfüchse.
Eine ähnliche explosionsartige Entwicklung hat die Population der Waschbären durchgemacht, sodass auch dieser Räuber bejagt wird. Als neue Einwanderer beobachten und dokumentieren die Jäger auch Luchs und Goldschakal, die aus Osteuropa stammen. Der Luchs beispielsweise ist strengstens geschützt, die Jägerschaft liefert diesbezüglich Daten aus dem Monitoring und unterstützt die Rückkehr des Luchses in geeignete Lebensräume. Gleiches gilt für den Goldschakal, allerdings hat auch diese Medaille zwei Seiten: Auch er stellt eine Gefahr für vom Aussterben bedrohte Arten wie etwa Bodenbrüter dar.
Auch Wölfe vermehren sich in Deutschland, rund 2000 sind es schätzungsweise aktuell bundesweit. Wenngleich im Raum Sprockhövel noch kein Wolf sesshaft ist, so beobachtet der Hegering doch die Entwicklung in Nordrhein-Westfalen und dem gesamten Bundesgebiet. Die Jäger betrachteten Meister Isegrim auch als Konkurrenz, weil Reh, Rot- und Damwild auf dessen Speisekarte stehen.
Auch die Landwirte der Region sind aufmerksam: „Ich lasse Stuten mit kleinen Fohlen nachts nicht draußen auf der Weide. Unsere Pferde kennen den Wolf als Gefahr nicht mehr, leben mit den Hunden ihrer Besitzer zusammen, würden einen Wolf gar nicht als Gefahr einstufen“, erläutert Pferdezüchter Walter Dietrich aus der Elfringhauser Schweiz.
Um das Sichten der Tierbestände in den heimischen Wäldern und das Bejagen zu großer Populationen zu gewährleisten, werden aktuell bundesweit 17 000 Nachwuchsjäger ausgebildet. Beim Hegering Sprockhövel sind es 15 Teilnehmer in der Ausbildung, die ein halbes Jahr dauert: „Gerne hätten wir mehr Frauen, vorläufig ist die Jagd noch von Männern dominiert“, erläutert Ausbilder Ekkehart Brakelmann, denn nur drei der Jagdschein-Anwärter sind Frauen.
Wenn sie ihr „Grünes Abitur“ gemacht haben, beteiligen sie sich an den komplexen Aufgaben der Naturbeobachtung, des Naturschutzes und der Jagd. Ein Revier dürfen sie allerdings erst pachten, wenn sie über drei Jahre Erfahrung verfügen.