Johann-Peter Müller-Ante: Das Ungewöhnliche im Alltäglichen finden
Die Werke von Johann-Peter Müller-Ante sind vielschichtig.
Haßlinghausen/Ennepetal. Es gibt Kunstwerke, die erschließen sich dem Betrachter sofort. Und es gibt Werke, die muss man wirken lassen, da lohnt ein zweiter und auch ein dritter Blick. Bei den Werken von Johann-Peter Müller-Ante ist das so. Die Botschaft seiner Bilder, Fotografien und Skulpturen ist nie so ganz eindeutig, immer hat der Betrachter das Gefühl, da müsse noch mehr sein. Manchmal kommt man drauf, manchmal nicht. „Ich versuche, die Dinge in einem anderen Kontext zu zeigen und so etwas scheinbar Alltägliches zu etwas Besonderem zu machen“, sagt Müller-Ante.
In seinem Atelier in Enneptal stehen Ölbilder neben Kreidezeichnungen. Fotografien hängen an der Wand, davor stehen Gipsfiguren und in der Mitte steht das Konstrukt eines Flugzeugs. Eine Fokker im Maßstab 1:5. Damit nimmt es der Haßlinghauser genau. An der Wand hängt eine Konstruktionszeichnung, alles soll sein wie beim Original. Nur dass bei ihm ein Teddy den Platz des Piloten einnimmt. „Dahinter steckt eine Geschichte“, sagt Müller-Ante und erzählt: „Ein kinderloses Paar hat den Teddy in das bereits eingerichtete Kinderzimmer gesetzt. Da keine Kinder kommen, hat der Mann, ein Ingenieur, auch seine Konstruktionspläne im Zimmer deponiert. Weil der Teddy vergeblich auf Kinder zum Spielen wartet, entschließt er sich, ein Flugzeug nach den Plänen zu bauen und sich auf die Suche zu machen.“
Wen das irritiert, der könnte sich auch an anderen Werken stoßen. Müller-Ante malt Landschaftsbilder mit wogenden Mohnfeldern — Sofakunst, wie er es verächtlich nennt — und persifliert sie, indem er einen rosa Panzer mitten durch fahren lässt.
Ungewöhnlich ist auch sein 1:1-Abdruck einer Treppenstufe des Ennepetaler Bahnhofs, inklusive des weggeworfenen Kondoms. „Ich habe den Ausschnitt ganz genau nachgearbeitet, die abgeplatzte Farbe, die kleinen Steinchen.“ Mühselig und aufwändig sei die detailgetreue Nachbildung — verhältnismäßig einfach dagegen der Versuch, den Ausschnitt mit schwarzer Farbe und einem Bronzeschimmer zu versehen. „Es wirkt edler, obwohl der Aufwand geringer ist“, sagt Müller-Ante. Folgerichtig der Titel der Arbeit: „Bronze adelt“.
Auch für seine Teilnahme am Kunstpreis EN hat sich der 59-Jährige etwas besonderes ausgedacht. Mit einer Postkarten-Aktion nimmt er das Motto von Ruhr 2010 „Kühe, Kunst und Kohle“ auf die Schippe. Rosa Kühe auf schwarzen Postkarten sind zu sehen, dazu Sprüche wie „Kuh ist rosarot, schwarze Kunst ist mausetot.“ Und mit einem Wink in Richtung manch pikiertem Kulturdezernenten hat er klein unten drunter drucken lassen „Keine Initiative zur Mottofindung ,Kühe, Kohle, Kunst’“.