Kleingärten polieren ihr Image
Grünanlagen zwischen Gartenzwergzwang und dem Versuch, junge Familien zu locken.
Haßlinghausen. Ein nicht mehr ganz neuer, aber umso größerer Trend ist „Urban Gardening“, wildes Gärtnern mitten in der Stadt und damit eine junge, hippe Angelegenheit für moderne Stadtbewohner. Das Gegenteil davon scheint der Kleingartenverein zu sein: Zwar auch urban, auch Garten, aber mit strengen Satzungen, Gartenzwergzwang und Wildkräuterverbot — so jedenfalls das Klischee.
Das Bild des Schrebergartens wandelt sich aber allmählich und die Vereine tragen dazu bei. Das konnte man beim Sommerfest des Kleingärtnervereins Haßlinghausen an diesem Wochenende beobachten. Auf den ersten Blick: klassische Schrebergartenidylle auf dem 30 Jahre alten Gelände.
Gepflegte Gärten mit zirkelgeraden Beeteinfassungen, es herrscht „Ruhe und Ordnung“, so wie die Satzung es vorschreibt. Der zweite Blick offenbart aber hier und da Gärten, die aus der Reihe fallen mit wuchernder Wiese und meterhoch rankenden Brombeersträuchern. So streng scheint man es also nicht zu nehmen mit dem Bepflanzungsplan. Das bestätigt der erste Vorsitzende Christian Schmitt: „Es gibt ja diese wunderbare Richtlinie: maximal 1,20 Meter Wuchshöhe. Aber ich sag mal vorsichtig: Wir handhaben das schon ein bisschen freier.“
Schmitt ist junger Familienvater und damit repräsentativ für eine wachsende Anzahl von jungen Neupächtern auf freiwerdenden Parzellen. Damit dieser Trend sich fortsetzt, werden einige Regeln entspannter gesehen. Das sei nötig, „wenn man von diesem Spießigkeitsast runter will.“
Auf dem Sommerfest finden sich jedoch trotz Zeitenwechsel noch die obligatorische Tombola sowie sonntags Frühschoppen und Shantychor. Aber: Zwischen den Buden sitzen die „Schreberkids“ und verkaufen fast selbstironisch kleine Gartenzwerge, um Geld für den Lehrgarten zu sammeln. Der wird betreut von Gabi Imminger. Sie ist ausgebildete „Fachberaterin für Kleingärten“ und hat schon drei Hochbeete mit den Kindern zwischen zwei und 13 Jahren gebaut, in denen Kohlrabi und Kartoffeln wuchern. So soll der Gärtnernachwuchs an das Schrebern herangeführt werden.
Auch sonst bemüht sich der Verein, „zukunftsfähig“ zu werden. Es gibt eine Hüpfburg für die Kleinsten und Public Viewing im neuen Festzelt mit Holzfußboden. Hip ist das alles nicht, aber etwas für alle Generationen — und sorgt für richtig gute Laune.