Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Sprockhövel Thomas Schmitz: „Das ist ein echtes Armutszeugnis“

Sprockhövel · Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Sprockhövel ist dürftig. Im Zuge des Klimaschutzplans soll sie ausgebaut werden.

Die Zahl der E-Fahrzeuge steigt auch in Sprockhövel kontinuierlich. 

Foto: dpa-tmn/Patrick Pleul

Die Zahl der Elektroautos steigt kontinuierlich – auch in Sprockhövel. Der von der Bundesregierung im vergangenen Jahr beschlossene erhöhte Umweltbonus für E-Autos zeigt Wirkung: Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der elektrisch betriebenen Autos nach Angaben der Kfz-Zulassungsstelle von 45 auf 107 (Stand 01.01.2020 und 01.01.2021) in Sprockhövel. Einen Zuwachs konnten auch die Plug-In-Hybrid Fahrzeuge von 33 auf 76 Stück verzeichnen. Kreisweit war auch mehr als eine Verdoppelung zu beobachten. Während Anfang 2020 noch 589 E-Autos zugelassen waren, fuhren Anfang dieses Jahres bereits 1267 batteriebetriebene Fahrzeuge im Ennepe-Ruhr-Kreis.

Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos liegt der Ennepe-Ruhr-Kreis aber nur im Mittelfeld. Im deutschlandweiten Städtevergleich des Verbands der Automobilindustrie (VDA) liegt der Kreis auf Platz 210 von 400. Laut Statistik befinden sich insgesamt 134 öffentliche Ladepunkte im Kreis, allein 48 stehen davon in Witten. Mehrheitlich werden sie dort von den Stadtwerken Witten betrieben. Kreisweit ist die AVU der größte Stromanbieter für E-Autos: Sie betreibt insgesamt 70 Ladepunkte an 35 Standorten. In Sprockhövel befinden sich insgesamt acht Ladepunkte.

Die AVU unterhält je zwei Ladepunkte an der Volksbank in der Mühlenstraße in Niedersprockhövel, in Haßlinghausen am Rathausplatz sowie am IG Metall Bildungszentrum an der Otto-Brenner-Str. 110. Zwei weitere Ladepunkte befinden sich am BMW-Autohaus in Sprockhövel. „Wenn man sich das insgesamt anschaut, ist das ein echtes Armutszeugnis“, sagt Thomas Schmitz, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen.

Die Fraktion habe schon 2018 im Zuge des Klimaschutzkonzeptes auf den Ausbau von öffentlichen Ladesäulen gedrängt. „Das wurde aber immer wieder verzögert und vertagt“, so Schmitz. Bundes- und landesweit soll die Ladeinfrastruktur „gepusht“ werden. „Für die Umsetzung ist aber die Kommune zuständig. Wir werden auf das Gaspedal treten“, verspricht Schmitz.

Ausbau der Ladeinfrastruktur
ist für Mieter von Belang

Wichtig ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur unter anderem für Mieter, die keine Ladestation installieren dürfen und auf eine gute Ladeinfrastruktur angewiesen sind. Seit November 2020 ist Ioanna Ioannidou als Klimaschutzmanagerin von Sprockhövel im Amt. Zu ihren Aufgaben gehört es unter anderem, zu schauen, welche weiteren Standorte für Ladesäulen in Frage kommen. Das ist aber nicht immer einfach. Die Sparkasse Sprockhövel hat zum Beispiel zugesagt, zu prüfen, ob sie auf ihrem Parkplatz eine Ladesäule installieren kann. Ob das realisiert wird, hängt auch davon ab, ob der Bank das Grundstück gehört.

„Es gibt die Überlegung, weitere Ladesäulen zu installieren“, bestätigt Ralph Holtze, Leiter der Zentralen Gebäudebewirtschaftung (ZGS). Der geplante Parkplatz am Schulzentrum Börgersbruch biete sich dafür an. Die Entscheidung stehe noch aus. „Wenn es eine kostengünstige Möglichkeit gibt, sind sich der politische Raum und die Verwaltung einig, dass neue Ladestationen geschaffen werden sollen“, sagt Holtze. Im Wirtschaftsplan der Zentralen Gebäudebewirtschaftung 2021 ist festgeschrieben, dass dort der Einbau von „mindestens zwei Ladestationen für Elektroautos geprüft werden“ soll. 

Die Bürgermeisterin Sabine Noll steht einem Ausbau der Ladeinfrastruktur „mehr als positiv gegenüber“. Sie zeigte sich positiv überrascht davon, dass der Ennepe-Ruhr-Kreis beim Ausbau der Ladeinfrastruktur im Mittelfeld liegt. „Die Verkehrswende ist erforderlich“, so die Bürgermeisterin. Da die Anzahl der E-Fahrzeuge steige, habe das zur Folge, dass auch die Infrastruktur ausgebaut werden müsse.

„Es nützt nichts, wenn es nur mehr E-Autos gibt. Der Ausbau der Ladestationen muss Schritt halten“, so Noll. Es gebe diverse städtische Grundstücke, auf denen Ladesäulen installiert werden könnten. Derzeit würden die Orte untersucht und geprüft, welche Fördermittel die Stadt in Anspruch nehmen kann.